Alkoven
Substantiv, m:

Worttrennung:
Al·ko·ven, Plural: Al·ko·ven
Aussprache:
IPA [alˈkoːvn̩], [ˈalkoːvn̩]
Bedeutungen:
[1] fachsprachlich, bildungssprachlich: (zumeist durch einen Vorhang) von einem größeren Raum (zumeist dem eigentlichen Schlafraum) abgegrenzte, fensterlose Nische beziehungsweise nischenartiger Nebenraum mit Schlafgelegenheit
[2] selten: (von einem größeren Raum abgehender) kleiner, fensterloser Nebenraum
[3] (in einem Lastkraftwagen, Wohnmobil oder dergleichen) hinter oder über dem Führerhaus befindlicher, abgeteilter Schlafbereich
[4] intimer, verschwiegener Ort (als heimlicher Treffpunkt von Paaren, Verliebten)
Herkunft:
Dem deutschen Wort liegt das arabische قُبَّة، أَلْقُبَّة‎ (DMG: qubba, mit Artikel: al-qubba) →ar zugrunde. In früher islamischer Zeit bezeichnet es ein durch seine runde Form bestimmtes herrschaftliches Zelt beziehungsweise Bauwerk. So ist in den Hadithen, den frühislamischen Überlieferungen über den Propheten Muḥammad, des Öfteren von einer roten قُبَّة‎ (DMG: qubba) →ar die Rede – offenbar ein herrschaftliches Rundzelt in der Tradition der Beduinen –, aber auch von edelsteinbesetzten, die im Paradies stünden. Etwa ab dem 10. Jahrhundert werden mit قُبَّة‎ (DMG: qubba) →ar dann die Kuppelbauten bezeichnet, die man über Gräbern von vornehmen Personen, Scheichs oder – insbesondere in Nordafrika – von Heiligen errichtete. In der Folgezeit kann unter قُبَّة‎ (DMG: qubba) →ar auch ein baldachinartiger Schirm als Herrschaftssymbol verstanden werden.
Im westlichen Europa wurde das Wort anfangs in seiner ersten Bedeutung übernommen: Im 12. Jahrhundert bezeichnet das wohl direkt aus dem Arabischen übernommene altfranzösische aucube f ‚eine#Artikel|eine Art kleines, primitives Zelt‘ sowie vermutlich auch ein ‚kostbares Zelt im Heerlager‘. Aus dem Altfranzösischen wird es ins Mittelhochdeutsche entlehnt, wo sich bei Wolfram von Eschenbach um 1218 die Form ekub findet, mit der er ebenfalls ‚eine#Artikel|eine Art Zelt‘ bezeichnet.
Der Übergang zur heutigen Bedeutung hat sich dann im islamischen Hispanien (Al-Andalus) vollzogen. Angeregt durch überwölbte Nischen in Moscheen und vor allem im Hamam, durch Räume mit Kuppeln und andere bauliche Eigentümlichkeiten, haben sich in der maurischen Architektur offensichtlich überwölbte Bettnischen herausgebildet, die vom Enzyklopädisten an-Nuwairī ebenfalls als قُبَّة‎ (DMG: qubba) →ar bezeichnet werden. Die nichtmuslimischen Hispanier übernahmen diese Neuerung unter der aus der lokalen hispanoarabischen Form القُبَّهْ‎ (DMG: al-qúbbah) →ar hervorgegangenen spanischen Bezeichnung alcoba fkleines, an#Deutsch|an ein#Artikel|ein größeres angegliedertes Zimmer‘, ‚kleiner Nebenraum als Schlafzimmer‘, ‚Schlafgemach‘. Das Wort taucht in dieser Bedeutung Anfang des 16. Jahrhunderts auf, es ist aber schon seit dem 13. Jahrhundert (1272–1278) vornehmlich als ‚Kuppel‘ belegt. Über das Spanische wird es in dieser Bedeutung in die europäischen Sprachen rezipiert, denn Bettnischen waren im übrigen Europa nicht bekannt. Die Tatsache aber, dass im 17. Jahrhundert zuerst in Frankreich (alcôve, 1646) und Italien (alcova, 1658) Bezeichnungen für sie auftauchen, die spanischem alcoba entlehnt sind, zeigt, dass die Verbreitung zu einer Mode im europäischen Wohnungsbau offenbar von Spanien ausging.
Über das Französische gelangt das Wort schließlich ins Deutsche, in dem es seit Ende des 17. Jahrhunderts, zunächst in Schreibungen wie alcov(e), alkove, alkof(en) mit schwankendem Genus (m und f) bezeugt ist. Die heute schriftsprachlich geltende maskuline Form Alkoven mit der Endung -en kann entweder nach schwach flektiertem Dativ und Akkusativ, oder in (vielleicht mundartlicher) Anlehnung an Hof, Ofen, Koben oder niederdeutschem Koven mHütte, Verschlag für Kleinvieh; Schweinekoben‘ entstanden sein (vergleiche beispielsweise schwäbisches alkhōf). Gemäß der französischen Aussprache liegt Alkov (1795) bei Voß und des Alkofs (1814) bei Pfister vor. Seit dem 19. Jahrhundert dominiert das Maskulinum Alkoven.
Synonyme:
[1] Bettnische, Schlafnische
[1] norddeutsch: Butze
[3] Schlafkabine
[3] umgangssprachlich: Schlafkoje
Gegenwörter:
[1] Schlafraum, Schlafzimmer
[1] gehoben: Schlafgemach
[1] veraltet: Kubikel
Beispiele:
[1] „Ueber die Lage unſeres Zimmers hoͤchſt vergnuͤgt, bemerkten wir kaum[,] daß im Grunde deſſelben ein erhoͤhter Alkoven hinter Vorhaͤngen verſteckt ſey, wo ſich das weitlaͤufigſte Bett ausbreitete, das, mit einem ſeidenen Thronhimmel prangend, mit den uͤbrigen veralteten[,] ſtattlichen Mobilien voͤllig uͤbereinſtimmte.“
[1] „Ihr Bett ſtand in einem Alkoven, deſſen ſchwere Vorhänge nur zum kleineren Theile vorgezogen waren.“
[1] „Die Alte murmelte etwas und ging; ich kroch in meinem Alkoven unter die Decke, hörte noch, wie es von Michaelis elf ſchlug, und wie der Wind aufkam und zwiſchen die loſen Dachpfannen fuhr; dann hörte ich nichts mehr.“
[1] „Roswitha zog in ſelbiger Stunde noch mit ihren paar Habſeligkeiten in das landrätliche Haus hinüber und richtete ſich in dem kleinen Alkoven ein.“
[1] „Adrian hatte in einem gegiebelten Bürgerhause am Marktplatz ein Zimmer mit Alkoven gefunden, das er als Untermieter einer älteren Beamtenwitwe während der zwei Jahre seines Aufenthaltes bewohnte.“
[1] „Als es noch Vorhänge hatte, mochte das eine Art Alkoven gewesen sein.“
[1] „In den Bauernhäusern Norddeutschlands war das als Kasten oder Verschlag mit der Wand fest verbundene Wandbett, das Alkoven, Butze, Durk oder Beddekast genannt wurde, die verbreitetste Schlafstätte für Erwachsene.“
[1] „Am Morgen nach diesem Coitus, den keiner wollte, grinsen uns die beiden anderen, die neben uns im Alkoven gelegen haben, immer so komisch an.“
[1] „Ihre Wohnung war klein, sie bestand aus einer Küche und einem winzigen Schlafraum, der eher einem Alkoven glich und in dem nur ein Bett und ein Kleiderschrank standen.“
[1] „Es besaß eine Art Alkoven mit einem großen Bett, das mit einem blauen Satinüberwurf zugedeckt war, passend zu den Vorhängen.“
[1] „Aber bis ins 20. Jahrhundert hinein war im ländlichen Norddeutschland das vornehm Alkoven genannte, mit einem Vorhang verkleidete wandfeste Schrankbett gang und gäbe, in das sich Bauer und Bäuerin, Knechte und Mägde abends zurückzogen.“
[1] „Diese Bacchanalien entarteten manchmal zu Orgien - etliche Paare umschlangen sich in den Alkoven der Gesandtschaft, […].“
[1] „Wer möchte, kann hier in einem Alkoven (einer Bettnische) übernachten.“
[1] „In Werner Webers literarkritischem Buch ‚Zeit ohne Zeit‘, das 1959 bei Manesse in Zürich erschienen ist und in der Bundesrepublik viel zu wenig beachtet wurde, heißt es einmal: ‚[…] Vorurteil ist ein Urteil ohne Prozeß; es ist in einer Zeit, die auf Rationalisierung drängt, ein Alkoven der Irrationalität; Mündungsplatz der Gefühle statt der Gründe.‘“
[2] „Er eilte nach dem Alkoven, der offenbar als Toilettenzimmer dienen ſollte, und ſtellte ſich überlegend vor die Apparate.“
[3] „Sie tragen Kastenaufbauten mit Alkoven – ‚Nasenbären‘ – und sind als Alltagsfahrzeuge weniger gut zu gebrauchen, offerieren dabei aber mehr Raum für bis zu sechs Reiselustige.“
[3] „In Verfolgung dieses Plans fuhr er laut Anklage mit einem vom Mittäter bereitgestellten und präparierten Wohnmobil nach Istanbul, wo es P. übernahm und das Heroin in die Liegefläche des Alkovens einbaute.“
[4] „An Winternachmittagen werden die kleinen Parks heimgesucht von Streunern, Clochards, Arbeitslosen und Alten, von Kranken, Ziellosen, Abgehängten. […] Im Frühling kommen natürlich die Verliebten wieder, heimliche Paare finden ein Zuhause unter den Linden, in den blühenden Alkoven, Touristen fotografieren die Statuen.“
Übersetzungen:


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