Bremse
Substantiv, f:

Worttrennung:
Brem·se, Plural: Brem·sen
Aussprache:
IPA [ˈbʁɛmzə]
Bedeutungen:
[1] Technik, Mechanik: Vorrichtung, die dazu dient, eine Bewegung zu verlangsamen oder anzuhalten
[2] veraltet: Klemme; Knebel; Schraube
[3] veraltet, Veterinärmedizin: an Nase, Lippen oder Ohren eines (störrischen) Pferdes angebrachte Klemme, die dazu dient, dieses, besonders beim Beschlagen, zu bändigen
[4] veraltet, Medizin: an der Harnröhre angebrachtes Kompressorium, das dazu dient, den Harn bei Inkontinenz zurückzuhalten
[5] veraltet, Bergbau: starker Holzpfahl, der als Befestigungsanker für Sicherungsseile dient, mit denen schwere Baumaterialien in die Schächte abgelassen werden
[6] veraltet, Mühlenwesen: Vorrichtung, die dazu dient, das Hauptrad zu verlangsamen oder anzuhalten
[7] veraltet, Seilerei: ein um die Lehre[3] gewickeltes Seil aus Haaren, das dazu dient, gefertigte Seile und Taue beim Seilen zu glätten
Herkunft:
ein seit dem 14. Jahrhundert bezeugtes Erbwort aus spätmittelhochdeutsch bremseKlemme, Maulkorb und ähnlich“ (vergleiche mittelniederdeutsch premese, welches prāmeDrang, Zwang“ zugehörig ist), das auf ein Verb mit der Bedeutung „zwängen, klemmen“ zurückgeht (vergleiche mittelhochdeutsch pfrengen sowie, lautlich genauer, mittelniederdeutsch prāmen / pramendrücken“); die weitere Herkunft ist unklar; »Bremse« war auch die Nasenklammer zur Bändigung störrischer Pferde, was zur Bedeutungsübertragung auf die Vorrichtung zum Anhalten von Fahrzeugen führte
Gegenwörter:
[1] Beschleuniger, Gas
Beispiele:
[1] „Dabei war die Fahrtschnelligkeit natürlich nicht immer die gleiche. Wenn auf einzelnen Plätzen infolge allzu großen Andrangs von den Seiten große Umstellungen vorgenommen werden mußten, stockten die ganzen Reihen und fuhren nur Schritt für Schritt, dann aber kam es auch wieder vor, daß für ein Weilchen alles blitzschnell vorbeijagte, bis es, wie von einer einzigen Bremse regiert, sich wieder besänftigte.“
[1] „Weil der Rest der Welt im Namen der Bremse unterwegs ist, blüht in Deutschland der Autobahn-Tourismus.“
[1] „Man hörte quietschende Bremsen, dann ein lautes dumpfes Geräusch wie beim Zusammenprall von Metall und Fleisch.“
[1] „Der Zug wurde langsamer, die Bremsen quietschten, und mit einem fürchterlichen Ruck, der mich fast umwarf, blieb er stehen.“
[1] „Der Gleitschirmflieger spielt mit den technischen Möglichkeiten seines Fluggeräts und mit seinen Fertigkeiten: […] Er spielt mit den Leinen, den Bremsen, den Kräften des Windes in seinem Gleitschirm.“
Redewendungen:
[1] umgangssprachlich: auf die Bremse gehen, auf die Bremse latschen/in die Bremse latschen; Deutschland, Österreich: auf die Bremse steigen/in die Bremse steigen; Schweiz: auf die Bremse drücken, auf die Bremse stehen; Deutschland, Schweiz: auf die Bremse treten
[1] umgangssprachlich: zieh die Bremse an!
[1] umgangssprachlich: eine Bremse fahren
[1] umgangssprachlich: ohne Bremse reden
[1] umgangssprachlich: die Bremse ziehen
[1] umgangssprachlich: es ist alles dran, nur keine Bremse
[1] umgangssprachlich: den Fuß von der Bremse nehmen
[3] umgangssprachlich: an etwas mit der Bremse gehen
[3] umgangssprachlich: jemandem eine Bremse setzen
Übersetzungen: Substantiv, f:

Worttrennung:
Brem·se, Plural: Brem·sen
Aussprache:
IPA [ˈbʁɛmzə]
Bedeutungen:
[1] Zoologie: (in vielen Arten verbreitete) große, blutsaugende Fliege (Tabanidae), die — je nach Art — grauschwarz bis braungelb gefärbt ist
[2] umgangssprachlich: Ohrfeige
[3] umgangssprachlich: große Hitze
[4] umgangssprachlich: hohe Spielkarte, die nicht übertrumpft werden kann
[5] umgangssprachlich: weibliche Person, die aufdringlich beziehungsweise zudringlich ist
Herkunft:
[1] ein seit dem 8. Jahrhundert bezeugtes Erbwort aus den mittelhochdeutschen Formen brem und breme, die den althochdeutschen brema f und bremo m entstammen (vergleiche altsächsisch bremo m); diese Formen gehen auf die (nicht belegbare aber rekonstruierte) vordeutsche Form *brem-ōn m „Bremse, Stechfliege“ zurück, die ihrerseits der (nicht belegbaren aber rekonstruierten) indogermanischen Schallwurzel *bʰrem- (zum Beispiel in lateinisch fremerebrüllen, tosen“ und althochdeutsch pram) entstammt; diese bedeutet offenbar „summen“ (vergleiche altindisch भ्रमर mBiene“, bulgarisch бръмбарHummel, Käfer“); zur gleichen Wurzel gehören mittelniederdeutsch bromete, mittelniederländisch breemse und althochdeutsch brimissa, das im 16. Jahrhundert aus niederdeutsch bremse ins Hochdeutsche übernommen wird (die althochdeutsche Form ging ohne Nachfolger unter; sie hätte *Brimse ergeben müssen); nicht auszuschließen wäre auch eine Vorform *mrem- (vergleiche hierzu »murmeln« für entsprechende Schallwörter)
[2] seit 1800 bezeugte Bedeutungsübertragung, die darin besteht, dass der stechende Schmerz als Folge des Bremsenstiches und der Schmerz der Ohrfeige sich einander sehr ähneln
[3] seit 1800 bezeugte Bedeutungsübertragung, die darin besteht, dass bei großer Wärme sich die Bremsen-Fliege besonders unangenehm bemerkbar macht
[4] seit dem späten 19. Jahrhundert bezeugte Bedeutungsübertragung, die darin besteht, dass die Karte selber wie die Bremse »sticht«
[5] seit 1800 bezeugte Bedeutungsübertragung, die darin besteht, dass die weibliche Person lästig wie eine Stechfliege ist; schon Goethe nannte Bettina von Arnim eine „leidige Bremse“ (siehe Beispiel [5])
Synonyme:
[1] Blinde Fliege, Blinder Kuckuck, Bräme, Brämer, Brämse, Breme, Brömse, Dase
[2] Backenschelle, Backenstreich, Backpfeife, Backs, Blümchen, Dachtel/Tachtel, Denkzettel, Eilschrift, Fleck, Gosche/Goschen/Goschn, Handkuss, Handschrift, Hornisse, Klatsche, Klatschrose, Knaller, Kopfnuss, Kopfstück, Maulschelle, Ohrsausel, Ohrschelle, Ohrschlag, Pflaume, Quappe, Schelle, Schwalbe, Wachtel, Wespe, Wisch, Wischer, Wischiwaschi; norddeutsch: Moppe; ostmitteldeutsch, Lausitz: Fauze; alle süddeutsch und/oder österreichisch: Fotze, Husche, Klesche, Ohrwatsche, Tschinelle, Watsche, Wimmerl
[3] Bärenhitze, Hundehitze/Hundshitze
Beispiele:
[1] „Deshalb rasen sie in ihrer Feindschaft gegen jeden, welcher gleich Schopenhauer ihr Bedürfniss erkennt und wie eine Bremse auf ihrem Nacken sitzt; da zeigen sie Gebärden und Mienen, so roh und unbändig, dass ihnen oft genug die Larve der ‚Eleganz‘ und der ‚schönen Form‘ abfällt. Kommt aber gar ein ganzes Heer von solchen Bremsen über sie, so ist es mit ihrer ‚Cultur‘ völlig vorbei: denn sobald sie sich nicht mehr im Zaume halten und die künstliche Selbstbeherrschung verlieren, hört überhaupt ihre Macht auf: weil sie, sobald der hässliche Inhalt entblösst wird, Niemanden mehr belügen können.“
[1] „Bremsen (Tabanidae) werden in Norddeutschland auch blinde Fliegen, in Süddeutschland auch Breme genannt. Im Vergleich zu den Mücken sind Bremsen wahre Riesen, die Pferdebremse (Tabanus sudeticus) ist mit bis zu 2,5 Zentimetern Länge die größte Fliegenart in Mitteleuropa. Am häufigsten kommt allerdings die gewöhnliche Regenbremse (Haematopota pluvialis) vor, die ca. einen Zentimeter lang wird. Bremsen können Borreliose und infektiöse Anämie auf Pferde übertragen.“
[1] „Eine andere stach Uwe ins Bein, und wir rannten schreiend weg, den ganzen Weg bis Vallendar, um die Bremsen abzuhängen.“
[5] „Zudem war ihm ihre aufdringliche Zuneigung, die nicht nur gab sondern auch forderte zunehmend lästig. 1826 schreibt er an den Herzog Carl August: ‚Diese leidige Bremse ist mir als Erbstück von meiner guten Mutter schon viele Jahre sehr unbeqem. Sie wiederholt dasselbe Spiel, das ihr in der Jugend allenfalls kleidete, wieder, spricht von Nachtigallen und zwitschert wie ein Zeisig.‘ Am 7. August 1830 schließlich trägt Goethe in sein Tagebuch ein: ‚Frau von Arnims Zudringlichkeit abgewiesen.‘“
Redewendungen:
[1] umgangssprachlich: jemandem eine Bremse setzen
[2] umgangssprachlich: jemandem eine Bremse stechen, jemandem eine Bremse stecken
Übersetzungen:


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