Kandis
Substantiv, m:

Worttrennung:
Kan·dis, kein Plural
Aussprache:
IPA [ˈkandɪs]
Bedeutungen:
[1] weißer oder brauner Zucker, der an (gezwirnten) Fäden brockenweise auskristallisiert ist
Herkunft:
Der Begriff »Kandis« entstammt ursprünglich altindisch खण्डकः (khaṇḍakaḥ) → sa (mittelindisch खण्ड) ‚(ein#Artikel|ein) Zucker‘, das seinerseits wohl eine Ableitung von einem älteren khanda-Gebrochenes, Teil, Stück‘ ist. Er erscheint etwa im 4. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung, also zu der Zeit, als es den Indern als ersten gelang, Zucker aus eingekochtem Zuckerrohrsaft herzustellen.
Die Araber, die den Zucker ab dem 7. Jahrhundert durch Perser und Inder kennenlernten, übernahmen das indische Wort in der Form قَنْد‎ (DMG: qand) →ar als Bezeichnung für eine Zuckerart (einigen Quellen zufolge ‚Zuckerrohr; Rohrzucker‘). Dabei ist es ungeklärt, ob das arabische Wort jemals die Bedeutung ‚Kandis‘ gehabt hatte, da die übliche Bezeichnung für »Kandiszucker« wie es scheint das für die Mitte des 10. Jahrhunderts belegte نَبَات أَلسُّكَّر‎ (DMG: nabāt as-sukkar) →arPflanze der#Artikel|des Zuckers‘ (auch سُّكَّر أَلنَّبَات‎‎ (DMG: sukkar an-nabāt) →ar oder سُّكَّر نَبَات‎‎ (DMG: sukkar nabāt) →ar ) gewesen war, in der wohl auch bildlich die Herstellung des Kandiszucker konnotiert ist: durch langsames Wachsen der Kristalle aus einer konzentrierten Zuckerlösung.
Ab dem 11. Jahrhundert wurde der Zucker der Araber in Europa allmählich eingeführt, wobei auch einige der arabischen Bezeichnungen für Zuckerarten übernommen wurden. In einer vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Schrift für Augenheilkunde wird nabet-Pulver mit altprovenzalisch succre candi (aus Alexandria) wiedergegeben; Mitte des 13. Jahrhunderts sind altfranzösisch sucre candi beim Arzt Aldobrandino von Siena und ab Ende des 14. Jahrhunderts italienisch chandi sowie zahlreiche mittellateinische Formen wie succurum candidum, succurcandi und so weiter belegt. Die zumeist auftretende Endung -i wird oft auf ein arabisches Adjektiv qandī zurückgeführt, welches jedoch nirgends bezeugt ist. Es kann daher gut möglich sein, dass die Form auf ein mittellateinisches Genitiv-i zurückgeht. Ebenso könnten volksetymologische Anlehnungen an lateinisch candidusweiß‘ und ab Mitte des 15. Jahrhunderts an Candia, dem venezianischen Namen für Kreta (wohl aus arabisch خَنْدَق‎ (DMG: ḫandaq) →ar ‚Festungsgraben‘), als eine der Herkunftsregionen mitgewirkt haben. Im Deutschen ist das Wort ab dem 15. Jahrhundert in verschiedenen frühneuhochdeutschen Formen wie zocker candith, zuckerkandi(t) und so weiter bezeugt, die, dem Importweg entsprechend, auch noch von italienisch zucchero candito (Ende des 15. Jahrhunderts) beeinflusst sein könnten.
Etwa ab dem 13. Jahrhundert scheint das Wort die Bedeutung ‚Kandis‘ erhalten zu haben; in Valencia gab es angeblich um 1250 ein Verbot, Talismane (siehe »Talisman«) oder sucre candi vor Gericht mitzubringen: Wie es scheint, wurde Kandiszucker wegen seiner Ähnlichkeit zu Edelsteinen, denen magische Kräfte zugesprochen wurden, geschätzt. Die Tatsache, dass die Kristalle des Kandiszuckers umso durchsichtiger werden, je reiner der Zucker ist, dürfte seine Wertschätzung ebenfalls gesteigert haben: Der Botaniker Hieronymus Bock kritisierte um 1550, wie viele Humanisten, die Verwendung der teuren Drogen und Gewürze aus dem Orient (siehe »Sandelholz«) und empfahl deshalb als Arznei statt des „frembden … Zucker[s]“ generell den „guten … Teutschen Honig“; am „Zucker Candi / Candum / oder Candidum“ wollte er aber ausdrücklich festhalten.
Der deutsch-schweizerische Arzt Paracelsus entwickelte aus diesen frühneuhochdeutschen Formen für »Kandis« um 1526 das Verb kandiren, um das Auskristallisieren einer Zuckerlösung zu bezeichnen. Etwa dieselbe Bedeutung hat auch das wohl unabhängig davon aus französisch candi entstandene Verb candir (1595). Es hat den Anschein, dass die moderne Wortbedeutung, die ein mit ziemlicher Gewissheit von den Arabern übernommenes Verfahren bezeichnet – und zwar Früchte und anderes in einer konzentrierten Zuckerlösung mit Zucker zu überziehen, um sie zu konservieren (vergleiche »Sirup«) – erstmals 1682 in dem neuhochdeutschen Verb candiren belegt ist; aus candisiren, einer Nebenform, entstand dann vermutlich die neuhochdeutsche Form »Kandis« (ab 1715) mit auslautendem -s. In Anlehnung an candiren ist der Konditor (aus lateinisch condireeinmachen, würzen‘) übrigens im 18. Jahrhundert gelegentlich auch Kanditor genannt worden.
Synonyme:
[1] Kandiszucker; landschaftlich: Kandelzucker, Zuckerkand, Zuckerkandel, Zuckerkandis
Beispiele:
[1] Bitte bringen Sie mir Kandis zu meinem Tee.
[1] „Gourmets mischen den Stoff in aromatische Suppen oder (in der Pfanne) unter Kandis, backen Hasch-Plätzchen, Hasch-Florentiner oder gar eine Haschisch-Schokoladentorte.“
[1] „Das ‚Kopje mit´n Kluntje un Room drin‘ (Täßchen Tee mit Kandis und Rahm) ist hier das Symbol einer rauhbeinig-charmanten Gastfreundschaft. ‚Nach alter friesischer Tradition übergießt man zuerst das obligatorische Stückchen Kandis mit dem heißen Tee und legt dann den Rahm obenauf‘, erklärt die Wirtin einer Konditorei in Wyk auf Föhr.“
[1] „Das fertige Produkt war kein zu Tode raffinierter Süßstoff, sondern honigfarbener Kandis.
[1] „Für Zucker ist auch gesorgt: Es gibt Würfelzucker, Kandis, einen Zuckerstreuer und Süßstoff.“
Übersetzungen:


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