Luzern
Substantiv, n, Toponym: Worttrennung:
Lu·zern, kein Plural
Aussprache:
IPA [luˈt͡sɛʁn]
Bedeutungen:
[1] eine Stadt in der Schweiz
[2] ein Kanton in der Innerschweiz
Herkunft:
„Der Name Luzern beschäftigt Chronisten, Gelehrte und Forschende seit über 500 Jahren.“ „Wohl kein Name in der Innerschweiz hat den Namenforschern und Historikern soviel Rätsel aufgegeben wie der von Luzern.“ Bis heute konnte er nicht abschließend gedeutet werden.
Luzern liegt am Ausfluss der Reuss aus dem Vierwaldstättersee. Die Siedlung entwickelte sich seit dem 12. Jahrhundert aus einem Marktflecken an der Stelle der heutigen Altstadt. Ob es schon eine frühere Besiedlung gegeben hat, ist unbekannt. Die Geschichte Luzerns und seines Namens ist eng mit dem Kloster im Hof verbunden. In der Lotharurkunde von 840, in der auf eine Schenkung von fünf Freien und ihren Nachkommen durch Pippin den Jüngeren an das Kloster Luzern Bezug genommen wird, wird es erstmals erwähnt. Hieraus ergibt sich, dass das Kloster offenbar schon im 8. Jahrhundert gegründet worden ist und zwar an einer Stelle, wo sich heute die Hofkirche [auch Stiftskirche genannt] befindet – circa 600 Meter östlich der Altstadt auf einem kleinen Geländevorsprung. Nachdem der Benediktinerkonvent in eine Krise geraten war, soll er gegen Mitte des 9. Jahrhunderts durch den späteren Abt Wichard wiederbelebt worden sein.
Auf diese Begebenheiten und die Örtlichkeiten nehmen die folgenden Deutungsansätz zum Teil Bezug.
Der Name Luzern wird in historischen Quellen (zum Teil flektiert) unter anderem erwähnt als monasterium Luciaria (840), Lucerna, monasterium Lucernense, monasterium Lucernensium (9. Jahrhundert), locum Lucernam (917/918), Lucerne (1178), Lucerra (1185), Luceria (1210), Lucerna (1219), Lucerron (1224), Lucerren (1257–80), Luceria (um 1259), Lucern (1261), Lucerie (1275), Lucerrun (um 1275), Luzeren (1282), Luzerne (1283), Lucerron (1288/1290), Lucernon (1290), Luceria (1299), Luzzeren (1300), Lutzern, Luzern (1302), Luzeron, Lutzerren (1314), Lutzeren (1445) (wiedergegeben ist hier jeweils das erste Auftreten einer Form). Ausgehend von den beiden ältesten belegten Formen Luciaria und Lucerna lassen sich zwei Traditionsreihen des Namens erkennen, die während der folgenden Jahrhunderte miteinander konkurrierten. Es stehen sich zum einen Luciaria – Lucerra – Luceria – Lucerron – Lucerren – Lucerie – Lucerrun – Luzeren – Luzzeren – Lutzerren – Lutzeren und zum anderen Lucerna – Lucernense – Lucerne – Lucern – Luzern gegenüber.
Die mit der lateinisch geprägten Form Luciaria beginnende Reihe ist die ältere der beiden und dürfte volkssprachlich sein. Luciaria wird in einer frühmittelalterlichen Kaiserurkunde erwähnt und setzte sich dann als Luceria und Lucerie fort. Mit Lucerra und Lucerron existieren bereits seit dem 12. Jahrhundert deutsch geprägte Belegformen. Bei Luciaria handelt es sich um eine Bildung mit dem femininen lateinischen Suffix -âria, welches als Lehnsuffix in das Alemannische übergegangen ist und sich dann zum althochdeutschen -ârra und dem schweizerdeutschen -ere oder -eren entwickelt hat. Dieses Suffix ist denominativ und bezieht sich sowohl auf Sachen als auch auf Personen. Bildungen mit diesem Suffix bezeichnen einerseits Stellen, an denen eine Sache in größerer Anzahl anzutreffen ist, andererseits auch den Wohnsitz oder sonstigen Besitz einer Person. Hinsichtlich der Betonung ergibt sich Folgendes: Die Form Luciaria muss auf dem Suffix akzentuiert gewesen sein (Luciária), wohingegen im Übrigen von einer im alemannischen Sprachgebrauch entstandenen Anfangsbetonung auszugehen ist (Lúcerra, Lúcerrun, Lúcerren, Lútzeren), da sich sonst die Suffixabschwächung nicht erklären lässt.
In der jüngeren überlieferten lateinischen Form Lucerna findet sich von Anfang an die Akzentuierung auf der zweiten Silbe: Lucérna, Lucérne, Lucérn, Luzérn.
Bis ins 16. Jahrhundert werden sowohl Formen der einen wie der anderen Traditionsreihe in Urkunden verwendet und vermischen sich zum Teil sogar. Auf diese Weise wurde durch Akzentverlagerung und Verkürzung aus Lucerren Lucern. Als Grund für diese Betonungsänderung wurde früher eine Tendenz in der deutschen Sprache angesehen, den Akzent auf die schwere Mittelsilbe zu verlagern. Diese Tendenz zeige sich an lebéndig, Forélle, Holúnder und Allmä́nd. Mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Akzentverschiebung der Orientierung an Lucérna geschuldet ist.
Mehreren überlieferten Sagen zufolge hat der Name Luzern mit einem Licht zu tun, das an einer bestimmten Stelle zu sehen gewesen sei, so dass Luzern die „Leuchtenstadt“ wäre. Die Sagen nehmen Bezug auf die Form Lucerna. Einmal soll der Name sich vom lateinischen lucernaLeuchte‘ ableiten und darauf basieren, dass in der St.-Nikolaus-Kapelle allnächtlich eine Leuchte ausgehängt wurde, um einlaufenden Schiffen den Weg zu weisen. Das Fahrwasser soll schwierig und sogar gefährlich gewesen sein wegen des vorhandenen Schilfes und Morastes sowie aufgrund zahlreicher Untiefen. Dass diese Sage die Namensentstehung zutreffend beschreibt, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, denn selbst wenn eine solche Leuchte aufgestellt worden sein sollte, dürfte der Ort Luzern früher als diese existiert haben und der Morast dürfte seinerseits älter sein als die Stadt. Zudem müsse man sich fragen, wer nachts schon den Vierwaldstättersee befahre und deswegen einer solchen Leuchte bedurft hätte.
Bei den Schweizer Chronisten Petermann Etterlin, Melchior Russ und Diebold Schilling findet sich eine alte Überlieferung, die auf ein „brünnend liecht“ Bezug nimmt: Etliche Leute hätten an der Stelle, wo jetzt das Stift steht, ein „brünnend liecht“ gesehen. Dort sei dann eine Kapelle zu Ehren des heiligen Nikolaus errichtet worden, bis später Wickard/Wickardo/Wychardus, ein Herzog von Schwaben, eine richtige Kirche baute, die den Namen Lucern bekam wegen des Lichts, das man an dieser Stelle sah und das so wirkte, als ob es in einer Laterne brenne. Von dieser Kirche leiten die Chronisten den Namen der Stadt ab.
Renward Cysat erwähnt in seinen Kollektaneen eine Sage, nach der an der Stelle der Stiftskirche im Hof, auf der sich einst die besagte St.-Nikolaus-Kapelle befunden habe, nachts ein lichter Schein und Glanz zu sehen gewesen sei, den man schon von Ferne habe sehen können. Deswegen sei der Ort seit alters her Lucern (von lucerna ‚Leuchte‘) genannt worden. Eine andere Erklärung, die Cysat erwähnt, deutet den Lichtschein als ein Vorzeichen dafür, dass der selige Wychardus, der das Stift im Hof erbaut hat, dem christlichen Volk vorleuchten würde. Dies habe sich auf die Stadt Luzern übertragen, die mittlerweile gleich einem heiteren Stern aus trüben Wolken hervorbreche, ihren Glanz und Lichtschein durch die ganze Welt verteile und vielen anderen vorleuchte. Ein Anonymus von Murbach habe zudem im elften Jahrhundert berichtet, dass in der Kapelle, wo der Leichnam des heiligen Leodegar beerdigt worden war, nachts häufig ein sehr helles Licht erschienen sei. Dieses Licht (lucerna) habe Leodegars Todfeind Ebroin auszulöschen versucht. Jedoch wurde diese Lichterscheinung dann allgemein bekannt und es folgte ein großer Zulauf des Volkes an den Ort mit allerlei wundersamen Heilungen.
Die Sagen und die von ihnen in Bezug genommene Form Lucerna selbst werden heute als aus der lateinisch-klösterlichen Tradition stammend angesehen. Offenbar sind die älteren Formen Luciaria–Lucerra–Lucerren nicht mehr verstanden worden und wurden im klösterlichen Umfeld in Anlehnung an das lateinische lucerna umgedeutet und mit einem Lichtwunder verknüpft. Grund könnte der Wunsch der Mönche nach einer Verherrlichung ihres Klosters gewesen sein. Aus heutiger Sicht stellt sich die Entwicklung also so dar, dass nicht Luzern seinen Namen von Lichterscheinungen erhalten hat, sondern der schon vorhandene Name volksetymologisch durch Umdeutung in das lateinische lucerna mithilfe solcher Lichterscheinungen erklärt werden sollte.
Eine etwas andere Erklärung unter Rückgriff auf ein Licht liefert Vadian, die in den Kollektaneen des Renward Cysat wiedergegeben wird und sich auf den Wasserturm Luzerns bezieht: „Lucerna […] turrim habet peruetustam, unde ei nomen datum puto, quoniam ex ea nocturni ignes ostensi naugantibus praeluxerint“. Dagegen wird eingewandt, dass der Luzerner Wasserturm erst seit dem Mittelalter existieren dürfte, während der Ortsname Luzern weitaus älter ist.
Cysat erwähnt außerdem, dass sich die Bezeichnung Luzern als „Leuchtenstadt“ damit erklären lasse, dass sich das Gelände zur Stadt Luzern hin in eine heitere und glänzende Landschaft öffne, wenn man mit dem Schiff von Uri aus den engen Bergen komme. Auf die sonnenbeschienene Landschaft in südlicher Lage nimmt auch Brosi Bezug, indem er Luzern zum walisischen oder britannischen llu, llucSonnenlicht, sonnig‘ stellt, so dass die Stadt als ‚Lichtort, sonnenbeschienene Ortschaft, sonniger Ort‘ bezeichnet worden wäre. Brosi ist jedoch entgegenzuhalten, dass er die sprachlichen Gegebenheiten, wie sie in den ältesten urkundlichen Belegen vorliegen, nicht berücksichtigt, weshalb sein Ansatz abzulehnen ist.
Den Vorwurf der mangelnden Berücksichtigung der älteren überlieferten Vorformen ist auch den folgenden Deutungsversuchen zu machen: Der Waadtländer Charles Guillaume Loys de Bochat deutete in seinen Mémoires critiques pour servir d’Eclaircissemens sur divers points de l’Histoire ancienne de la Suisse (III, 48) den Namen Luzern keltisch als lug-cern ‚am Kopf des Sees‘. Ebenso nahm Johann Kaspar Zeuß einen keltischen Ursprung an und stellte in seiner Grammatica Celtica einen Bezug von Luzern zum gallischen Lôcarn und dem britannischen lugarn, luacahrn, lukarn (gallisch für ‚Laterne‘) her. Auch Isidor Hopfner geht an der einen oder anderen historischen Form vorbei, wenn er Luzern vom keltischen loc-aria, locara ‚Seebach‘ ableitet.
Josef Leopold Brandstetter unternahm ab 1869 erstmals den Versuch, den Namen Luzern auf sprachwissenschaftlicher Grundlage zu erforschen, indem er von der ältesten Namensform monasterium Luciaria ausging. Er hielt Luciaria für die latinisierte Form von Luzern und zerlegte den Namen in einen Personennamen Luz und in das althochdeutsche arin oder das mittelhochdeutsche erin, ernPlatz bei einem Hof, Umfang des Hauses‘. Luz soll hierbei die Kurzform des fränkischen Namens Leod, Leud und des alemannischen Namens Liut darstellen, welche für ‚Heer‘ stehen. Liut sei weiterhin auf die Langform Liutger zurückzuführen, der das fränkische Leodegar vertrete. Luzern bedeutet demnach ‚Leodegarshof‘. Brandstetter ging somit davon aus, dass die Stadt Luzern aus dem Kloster St. Leodegar hervorgegangen sei. 1929 widerlegte Guntram Saladin diesen Ansatz, indem er nachwies, dass in Luzerner Dokumenten der Name des Murbacher Heiligen Leodegar nur selten vorkommt. Es gibt drei oder vier Belege, in denen jedoch stets die fremde Form Leodegar verwendet wurde. Eine alemannische Form Liutger für Leodegar existiert nicht, weshalb daraus auch keine Kurzform gebildet worden sein kann, welche überdies Lütz hätte lauten müssen. Weiterhin wies Saladin darauf hin, dass die Annahme einer Verbindung der angeblichen Namensbestandteile Luz und ern zu Luzern verfehlt sei. Dies hätte von einer Genitivform Luzin ausgehen müssen, wohingegen es in den urkundlichen Namenbelegen (Luciaria, Lucerna, Lucerrun, Lucerron, Luzernon) keine Spur eines Genitivzeichens gebe. Auch Robert Durrer hält eine Ableitung des Namens Luzern vom Heiligen Leodegar aus chronologischen Gründen für ausgeschlossen: In den 90 Jahren zwischen dem Tod Leodegars 678 und der Schenkung Pippins 768 hätte sich eine angebliche Ortsbezeichnung Lutgeris area oder Lutzos Ern kaum zu Luciaria wandeln können. Daran ändere sich auch dann nichts, wenn man die Entstehung von Luciaria auf das Jahr 840, das Jahr der Urkunde, datiere. Brandstetters Deutung überzeugt zuletzt auch deswegen nicht, weil er noch nicht erkannt hatte, dass es sich bei Luciaria und somit auch bei Lutzeren um eine Suffixbildung handelt.
Der Wissenschaftler Martin Müller zog in jüngerer Zeit genau wie Brandstetter eine Herkunft des Namens Luzern vom Personennamen Luz in Erwägung: Er macht als ein Problem aller bisherigen Erklärungsversuche aus, dass die älteste Form Luciaria nicht mit alemannischer Namengebung in Einklang zu bringen war. Dies sucht er nun zu überwinden und nutzt dabei Erkenntnisse Stefan Sondereggers. Dieser hat 1961 einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er Vorakte zu historischen Urkunden – der Urkundenreinschrift vorausgehende Notizen als Gedächtnisstüze des Schreibers – analysiert und dabei feststellt, welch große Abweichungen es zwischen diesen flüchtigen Notizen und der späteren Urkunde bezüglich Orts- und Personennamen gibt. Sonderegger erkannte insbesondere, dass sich in den Urkunden zahlreiche Stilisierungen und Latinisierungen finden, die mit der real vorhandenen gesprochenen Namensform nicht viel gemein haben. Von diesem Ergebnis Sondereggers geht Müller nun aus und versucht, die Form Luciaria auf eine „Vorakt“-Form zurückzuführen. Da es zu der Lotharurkunde von 840 keine erhaltenen Vorakte gibt, konstruiert er eine solche Form: Als deren ersten Bestandteil nimmt er *Luz- an und als zweiten ein althochdeutsches Suffix -ar(r)ûn, im Mittelhochdeutschen -ere(n) und im Neuhochdeutschen -ern. Demnach hätte der Verfasser der Urkunde die Form *Luzar(r)ûn gehört und sie als Luciaria in der Urkunde festgehalten. Das -i- zwischen Luc- und -aria lasse sich einerseits damit erklären, dass der Schreiber Luz- womöglich mit dem Namen Lucius in Verbindung brachte, andererseits könne er dieses auch eingefügt haben, um die deutsche Aussprache als z zu gewährleisten, während ein c vor einem a sonst als k gesprochen worden wäre. Bezüglich des Akzents müsse *Luzar(r)ûn auf der Anfangssilbe betont gewesen sein, unter dem Einfluss der lateinischen Namensformen, die den lateinischen Betonungsgesetzen unterlagen, habe sich dann aber im 13. bis 14. Jahrhundert die Betonung auf der zweiten Silbe durchgesetzt. Müller deutet sein *Luzar(r)ûn dann als Zusammensetzung aus Luz als der Kurzform von Ludwig und -ar(r)ûn, das als Suffix in Verbindung mit Personennamen den Besitz oder Wohnsitz der Person bezeichne. *Luzar(r)ûn stünde danach für ‚bei den Höfen/bei dem Wohnsitz des Luz‘. Indes muss sich Müller entgegenhalten lassen, dass seine rekonstruierte Form sehr unsicher ist und nachgewiesen wurde, dass der Name Luz in zeitgenössischen Urkunden des betreffenden Gebietes nirgends belegt ist.
Ebenfalls unter Rückgriff auf einen Personennamen deutet Max Wandeler Luzern: Die Form Luciaria sieht er als Zusammensetzung von Luci und aria an, was für ‚Areal des Lucius‘ stehen solle. Jedoch werden Personennamen niemals mit -arius verbunden und auch eine Verbindung mit areaPlatz‘ wird für fragwürdig gehalten.
Karl von Ettmayer wählte einen anderen Ausgangspunkt: Er konstatierte zunächst, dass Luzern in althochdeutscher Zeit zwar öfters in Urkunden genannt wurde, dabei „aber immer ein deutlich undeutsches Gepräge“ trage. Bei seiner Namensdeutung verwirft er sodann die Form Luciaria, da er sie im Hinblick auf weitere Übertragungsfehler in der Urkunde für einen Kopistenirrtum hält. Ettmayer nimmt an, dass eigentlich Lucera – so wurde seiner Meinung nach der Ortsname in der damaligen Zeit ausgesprochen – oder lucerna in der kopierten Vorlage gestanden habe. Luzern müsse also entweder auf eine Form *lucĕria oder lucerna zurückgeführt werden, wobei das r in *lucěria stimmhaft gewesen sein dürfte und Ettmayer die Endung -ĕria für ein bloßes Scheinsuffix hält, so dass zwischen den beiden Formen kein großer Unterschied bestanden habe. Er weist ferner darauf hin, dass einst die Etrusker am Südfuße der Alpen ein mächtiges Reich besessen haben, und stellt deswegen lanterna als etruskische Umbildung eines griechischen Wortes hin; jenes lanterna sei dann zu lucerna latinisiert worden. Ettmayer kommt schließlich zu dem Ergebnis, dass Luzern vermutlich auf einen vorrömischen Lokalnamen zurückgehe, der möglicherweise mit den Etruskern in Verbindung stehe. Diesem Ansatz wird entgegengehalten, dass die Annahme eines Kopistenirrtums nicht den Umstand berücksichtigt, dass spätere Formen wie Luceria, Lucerren, Lucerron und Luzzeren eindeutig auf Luciaria zurückgehen.
Sprachlich haltbar und wegen der Lage Luzerns am Ausfluss der Reuss aus dem See auch inhaltlich vertretbar ist es hingegen, die Form Luciaria zum lateinischen luciusHecht‘ zu stellen. Bei Luciaria würde es sich somit um eine Bildung mit dem Kollektiv-Suffix -âria handeln, die für ‚Ansammlung von Hechten‘ stünde. Danach wäre Luzern ursprünglich ein Fischerdorf gewesen und hätte seinen Namen nach dem großen Vorkommen von Hechten in der Reuss erhalten. Dieser Ansatz lässt sich mithilfe einiger semantischer Parallelbildungen aus der Fischereiterminologie untermauern: etwa combrièreThunfischnetz‘, cibaudière ‚Sackgarn zum Fangen von Seebarben‘ oder congrier ‚Hohlzaun zum Fischfang‘. Eine weitere Deutung unter Rückgriff auf den Fischereikontext legt der Form Luceria die Bedeutung ‚Fischerhütte‘ bei.
Ein anderer sachlich begründbarer Vorschlag ist der von Albert Samuel Gatschet: Der Stadtsee, an dem Luzern gelegen ist, war früher eine sumpfige, mit Schilf bestandene Untiefe. Darauf könnte der Name Luzern Bezug nehmen und sich deswegen vom romanischen lozzeria ‚Sumpfpartie, Morast‘ – zum rätischen und italienischen lozzaKot, Morast‘ und dem lateinischen lutosuskotig, lehmig, schmutzig‘ – ableiten. Dies griff Angelo Garovi auf und dachte an eine Entwicklung *lutearia – *lutiaria – luciaria, die auf dem romanischen luteus ‚kotig‘ beruhen könnte und Luzern als ‚schlammiges Gebiet, sumpfiger Ort‘ auswiese.
Beispiele:
[1] Luzern ist der Hauptort des gleichnamigen Kantons.
[1] Die Altstadt Luzerns ist sehr reizvoll.
[2] Wir besuchten viele Ortschaften in Luzern und verbrachten überall ein bis zwei Tage.
Übersetzungen:


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