Schlot
Substantiv, m:

Worttrennung:
Schlot, Plural 1: Schlo·te, Plural 2: Schlö·te
Aussprache:
IPA [ʃloːt]
Bedeutungen:
[1] (dem Ursprung nach) innere Höhlung eines Schachtes
[a] (veraltet) tiefe Öffnung zum Abführen des Rauches
[b] (veraltet) das hohle Innere des Schornsteinschachtes
[c] (landsch.) gemauerter Schacht, der als Vorrichtung zum Abzug der Rauchgase dient
[d] frei stehender, industriell genutzter Schornstein, bes. auf Fabrik- oder Kraftwerksanlagen
[e] (bildl.) langer oder breiter Schornstein, bes. von Dampfmaschinen, Lokomotiven, Dampfern
[a] (Geomorphologie) durch Auflösung von Kalkstein in Karstgebieten entstandene trichter- oder schüsselförmige Einsenkung im Boden
[b] (Namibia) durch das Auslaugen des Sickerwassers entstandener schlotartiger, steil stehender Hohlraum in löslichen Gesteinen (Gips, Kalk)
[c] (Geologie, Vulkanologie) röhrenartige, ins Erdinnere reichende Verbindung zum Magma, durch die (explosionsartig) Lava und Gase entweichen
[d] (Namibia) schmale(r) Felsspalt(e), Gesteinsriss
[3] (regional)
[a] (nordd., landsch.) Graben, bes. Scheidungs- und Einfriedungsgraben in den Marschen
[b] (nordd., landsch.) moorige Vertiefung, z. B. in einer Heide
[c] (ostfries.) Wassergraben
[d] (Namibia) Graben; Grube
[e] (nordd., landsch.) kleine Pfütze schmutzigen Wassers
[f] (nordd., landsch., veraltet) tiefes Wasserloch in der Fahrbahn eines Weges
[g] (nordd., landsch., veraltet) Abflussrohr
[4] (salopp, abwertend) hochgewachsener, ungeschliffener, nichtsnutziger Mensch
Herkunft:
[1, 2a, 2c, 4] entstammt aus Mittelhochdeutscher Zeit dem Mitteldeutschen slāt "schilfrohrartiges Rauchloch"; ab dem 15. Jahrhundert setzen sich die Formen schlōt und schlot durch
[2b] aus nord- und mitteldeutschen Dialekten entlehnt; beeinflußt durch schlot "innere Höhlung eines Schachtes" als auch durch nd. slot, schlot "dreckiges Wasserloch"
[2d] beeinflusst durch engl. chimney "a narrow cleft in a rock face"
[3a-3c, 3e-3g] entstammt dem Niederdeutschen slot; vgl. altfries. slāt, mittelengl. slut "Dreck, Matsch, Schlamm", mhd. slôte "Schlamm", sluot "Schlamm, Pfütze", bayr. schlott, schlött, schlutt, geschlött, geschlutt "Schlamm, Kot, Tauwetter", schluett "Pfütze, Lache, schmutzige Dirne"
[3d] dem Afrikaans sloot entlehnt
Synonyme:
[1c] Schornstein, landsch., bes. ostmd. Esse, ostmd. Feueresse, landsch., bes. südd., schweiz. Kamin, österr. Rauchfang
[2a] Doline, Lösungsdoline, (Quasisynonym) Absenkungsmulde
[2b] Bergmannsspr. Schlotte, Kalkschlotte, Wasserschlotte; Namibia Donga
[2c] Diatrema, Durchschlagsröhre, Eruptionsschlot, Schlotgang
[4] Bohnenstange, Hopfenstange, Lulatsch
Gegenwörter:
[3a, 3c, 3d] Schutzwall
Beispiele:
[1c] „Vidlers Topografie des faszinierenden Unheimlichen streift in einer wunderbaren Passage über Melville auch den Kamin als Rückgrat und ruhenden Pol des Hauses: Er balanciert die subversiven und die beruhigenden Kräfte des Hauses, weil er als Bastion der guten alten Zeit gleichzeitig auch in seinen grotesken, Pyramidengräbern nachempfundenen Formen dem Phantastischen den Schlot öffnet.“ (www.sz-shop.sueddeutsche.de, SZ-Rezension)
[1d] „Das Kernkraftwerk Krümmel döst derweil friedlich in der Sonne. Aus der Nähe sieht der Atommeiler aus wie eine riesengroße Wellblechgarage mit Schornstein. Der Schlot dampft nicht, der Reaktor ist seit drei Wochen abgeschaltet.“ (Süddeutsche Zeitung, 'Gesundheit', Leben mit dem Kernkraftwerk, 18.07.2007)
[1d] „Der Schutt fällt im Schlot nach unten und wird in einer Maschine auf dem Kraftwerksgelände für den Straßenbau zerkleinert. Das Rauchgas des 3000-Megawatt-Braunkohle-Kraftwerkes wird seit 1995 in einer speziellen Anlage gereinigt und entweicht durch die Kühltürme. Deshalb sind die Schornsteine überflüssig geworden. (dpa)“ (Sächsische Zeitung, In Jänschwalde verschwindet der letzte Schornstein, 02.12.2006)
[1e] „Oben aus dem Schlot steigt eine riesige dunkle Rauchfahne in den hellblauen Himmel. "Von Rußpartikelfilter hat man zu der Zeit wohl noch nichts gehört", scherzt ein Besucher, der mit etwa 100 anderen Schaulustigen an diesem Sonntag zum Dampftag ins Eisenbahnmuseum nach Bochum-Dahlhausen gekommen ist.“ (taz, Mekka der Lok-Fans, 19.04.2007)
[2c] „Die strombolianische Eruption (benannt nach dem italienischen Vulkan Stromboli) entsteht, wenn große Gasblasen durch den Schlot getrieben werden.“ (Süddeutsche Zeitung, 'Panorama', Vulkanausbrüche / Fontäne und Lavafluss, 31.07.2001)
[3d] „Dahinter wurde in das überflutete Loch eine Schwimmplattform mit einem riesigen Saugbohrer gebracht, um den Sand abzutragen, der die Diamant tragenden Schichten bedeckt. Zur gleichen Zeit wird in den Sandwall ein knapp halber Meter breiter Schlot [= Grube, Anm. d. Verf.] gegraben, der bis zu 20 Meter tief sein kann, der schließlich mit einem Lehm, Sand und Zementgemisch gefüllt wird. Dadurch soll verhindert werden, dass weiteres Wasser vom Meer aus hinter den Wall sickern kann.“ (AZN, 'Wirtschaft', Diamantengewinnung vor, in und hinter der Brandung, 23.04.2007)
Redewendungen:
[1] wie ein Schlot: sehr stark, heftig anziehend, bündelnd
„"Die neue Grenzzollanlage in Zinnwald zieht den Verkehr an wie ein Schlot", sagte er auf einer CDU-Wahlveranstaltung vorgestern Abend in Altenberg.“ (Sächsische Zeitung, Und die LKW-Lawine rollt weiter, 31.05.2001)
[1] rauchen wie ein Schlot: starker Raucher sein, kettenrauchen
[1] veraltet etwas in den Schlot schreiben: wenig Sorgfalt aufbringen es im Gedächtnis zu behalten
[1] veraltet eine Summe, eine Rechnung, etc. in den Schlot schreiben: keine Aussicht haben die zu zahlende Summe, Rechnung jemals begleichen zu können
Übersetzungen:


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