Schmiere
Substantiv, f:

Worttrennung:
Schmie·re, Plural: Schmie·ren
Aussprache:
IPA [ˈʃmiːʁə]
Bedeutungen:
[a] ölige, fetthaltige Substanz, besonders Schmiermittel und Schuhcreme
[b] im übertragenen Sinne, umgangssprachlich: Hautpflegemittel, bei dem die wirksamen Substanzen mit einer (fettigen) Masse vermengt sind
[2] feuchte, glitschige, schmierige Substanz
[3] landschaftlich:
[a] der streichbare Belag für die zum Verzehr bestimmte Brotschnitte
[b] Scheibe Brot mit (streichbarem) Belag
[4] landschaftlich: Schläge
[5] ''umgangssprachlich abwertend:
[a] schlechte Wanderbühne
[b] provinzielles, niveauloses Theater
[6] Schülersprache landschaftlich: unerlaubte Übersetzungshilfe während einer Klassenarbeit
Herkunft:
[1–3] Altsächsisch smer, O. Friesisch smere, Althochdeutsch smero, Mittelniederdeutsch smer
[1, 2] bezeugt im Spätmittelhochdeutschen schmir „Schmiermittel“
[5] Deverbativ zu schmieren anfangs in der Bedeutung „schlampig schreiben“, später „schlechte, kitschige Stücke schreiben“, und schließlich „solche Stücke (schlecht) aufführen“
Synonyme:
[6] Österreich: Schmierer
Gegenwörter:
[4] Belobigungen, Belohnungen, Liebkosungen, Streicheleinheiten
[5] Filmtheater, Kino, Lichtspielhaus
Beispiele:
[1a] „Ulis ruhigere Gemütsweise, sein milderes Wesen, welches nicht immer erhitzt war zu Feuer und Flammen im Jagen nach einem unerreichbaren Ziele, einem Wagen gleich, den man ohne Roß und ohne Schmiere dahintreibt, hatte einen wohltätigen Einfluß auf die Arbeiter und das Gesinde.“
[1a] Die Anhängerkupplung quietscht, wie wäre es mit ein bisschen Schmiere?
[2] „Sie zündeten trotz dem Einspruch des Gastgebers ein Endchen Fackel an, womit sonst den Spielern, die sich nach Verlust ihres Geldes fluchend entfernten, zur Tür geleuchtet wurde, und traten damit in die Kammer, in der die Frau bis zu den Knien hinab in der Schmiere lag.“
[3a] Diese Schmiere sieht kaum appetitlich aus, und schmeckt auch so.
[3b] Hastig griff sie sich eine belegte Schmiere, die ihr als Frühstück genügen musste, und stürzte schon zu ihrem ersten Termin.
[4] „Es geschah wohl auch, daß Lehrer von der Art, welche alle Tage dreimal Schmiere mit der Rute nötig hätten, die Knaben, weil sie zu spät kamen, fragten, ob sie noch Därme hätten putzen oder auseinanderziehen müssen, oder daß sie einem, weil er seine Aufgabe nicht nach dem Sinne des Lehrers machte, sagten: »Aus dir gibt es dein Lebtag nichts als so ein dummer, grober Metzger, und es ist schade für jeden Kreuzer, den dein Vater für dich ausgibt!«“
[5a] „Das mit dem Theater sei freilich ein Wagestück. Wenn das Haus auch ganz hübsch zustande käme, wie solle man eine anständige Truppe herbeiziehen? Und mit einer armseligen Schmiere werde man doch nicht zufrieden sein.“
[5a] „Seht doch die ausgezeichnete Schauspielerin, wie sie fremde Charaktere spielt, sich gebärdet wie auf dem Holzgerüst einer Schmiere, wie auf dem Jahrmarkt!“
[5b] „Meine Klage ist das alte Lied; die Directoren behandeln uns schlecht, sie glauben, weil sie uns Gage zahlen, müssen wir ihnen dienstbar seyn, das ist doch gegen alle Menschenwürde. Sehn Sie, ich bin Schofel’s Perle, sein Juwel, nur mich will das Publicum sehen, ohne mich muß er seine Schmiere schließen.“
[5b] „Hermann Steinert, Theaterdirektor, las Fox an der Tür, auf einem Schild. - Schmiere! dachte er verächtlich; so tief bin ich noch nicht gesunken.“
[6] Bei der letzten Prüfung in Latein hat Thomas eine Schmiere benutzt.
Redewendungen:
[2] umgangssprachlich, bildlich: in der Schmiere sitzen
Übersetzungen: Substantiv, f:

Worttrennung:
Schmie·re, kein Plural
Aussprache:
IPA [ˈʃmiːʁə]
Bedeutungen:
[1] Gaunersprache: Wachdienst; den Wachdienst ausübender Wachposten
[2] Gaunersprache: Polizei
Herkunft:
seit dem 18. Jahrhundert bezeugt; Entlehnung über das Rotwelsche aus dem westjiddischen שמיר‎ (YIVO: shmir) → yiBewachung‘, das seinerseits dem hebräischen שמירה‎ (CHA: šemirāh) → heWache‘ entstammt
Synonyme:
[1] Wache
[2] (Deutschland, umgangssprachlich, oft abwertend) die Bullen, (Deutschland, salopp) Polente, (Österreich, salopp) Kiberei, (Schweiz, salopp) Schmier
Beispiele:
[1] „Der Eine kann nur als Schränker glücklich handeln, der Andere sucht als Hochstappler bei der Agroscheninnung sich einen Namen zu machen; der Dritte vermag allein als Baldoberer oder Schmiere bei einem Einbruch der polizeilichen Gewalt gegenüber List der Schlauheit, Verwegenheit der Kühnheit entgegenzusetzen; der Vierte nur als Kochuner, Kinsler, Dorfdrücker, Treppenschleicher, Leimgänger sich eine Virtuosität zu erwerben.“
[2] „Da sagte ich: »Ich hab noch nie ein Papier besessen; hab auch keins vonnöten gehabt auf meinen Reisen. - Wo kann man denn so was bekommen?« / »Auf der Polizei halt!« erwiderte mir der Fritz. / Der Magister aber wollt nicht viel davon wissen und brummelte: »Narr, einfältiger! Läßt den Kaffer zur Schmiere laufen! - Daß die grünen Hunde von mir Wind bekommen und mich einkasteln! Bist wohl verrückt - he!«“
Redewendungen:
[1] salopp: Schmiere stehen
Übersetzungen:


Dieser Text ist aus der Wiktionary und ist unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 license | Terms and conditions | Privacy policy 0.003
Deutsch Wörterbuch