Schnee von gestern
Geflügeltes Wort, Redewendung: Worttrennung:
Schnee von ges·tern
Aussprache:
IPA [ˈʃneː fɔn ˌɡɛstɐn]
Bedeutungen:
[1] umgangssprachlich: adverbiell, in Bezug auf Dinge oder Tatsachen: nicht mehr von Interesse, nicht mehr aktuell; substantivisch: etwas, das sich thematisch abgenutzt hat und längst uninteressant geworden ist
Herkunft:
Diese im späten 19. Jahrhundert aufgekommene Formulierung geht wahrscheinlich auf die als Refrain wiederkehrende rhetorische Frage „Mais où sont les neiges d’antan?“ ‚Aber wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?‘ aus der »Ballade des dames du temps jadis« des französischen Renaissancedichters François Villon zurück. Villon wendete das Bild demonstrativ auf historische und mythologische weibliche Berühmtheiten und ihre längst vergangene Schönheit an.
Beispiele:
  • adverbiell:
[1] Das ist doch (alles) Schnee von gestern!
[1] „Lange Wartezeiten sind hier Schnee von gestern.
[1] „Mit dem beginnenden Krieg im Irak waren diese Skandale Schnee von gestern: George W. Bush ersetzte Clintons Strategie des forcierten Freihandels mit einer klassischen kriegerischen Plünderwirtschaft.“
[1] „Serbische Nachbarn hätten ehemalige Schüler, die bei ihm vor dem Krieg in die Lehre gegangen waren und jetzt bei ihm arbeiten wollten, »Verräter«, die dem »Türken« helfen wollten, genannt. Doch das sei jetzt Schnee von gestern.
[1] „Die jugoslawischen Panzer und die weltweite Aufregung darüber sind längst Schnee von gestern und seither wird alles immer stabiler (Nato, EU, Euro, slowenische EU-Präsidentschaft 2008).“
[1] „Kiki winkte ab. ‚Schnee von gestern!‘“
[1] „Ein grandioses Ergebnis – vereinzelt wurde jedoch auch Kritik geäußert: Das Lied, der Tanz, die Kostüme – all das präsentiere nicht das heutige Israel, sei Schnee von gestern und erinnere höchstens an die alten Kibbuz-Zeiten.“
  • substantivisch:
[1] „Für den Sokratiker der Religion ist das Wort – ein erster zurückgeworfener Schatten von FEUERBACH!– nur die verbale Projektion, die zurückgebliebene Hülse der entbundenen religiösen Potenz, es ist ein museales Relikt, der ‚Schnee von gestern‘.“
[1] „Der politische Schnee von gestern scheint jetzt zu tauen, Bundesrat Moritz Leuenberger will nach der Sommerpause sichtlich neuen Drive in die Verkehrsverhandlungen mit der EU bringen.“
[1] „Die Ereignisse, über die ich schrieb bis zu dieser Minute, sind der blutige Schnee von gestern. Morgen ist für uns alle der große Tag: Vereinigung, Kreuzigung, Himmel- oder Höllenfahrt.“
[1] „So verkündete Franz Wille in Theater heute frohgemut und ohne Umschweife, dass die Autorin »eine Klemmfotze (ohne Anführungszeichen) [ist], die den Schnee von gestern vor sich hinplappert.«“
[1] „Die Krise ist also der Überproduktion (zurückbleibende Massennachfrage) und der Überakkumulation (sinkende Profitraten) geschuldet. Das ist eine der grossen Entdeckungen von Marx - und auch heute kein Schnee von gestern.
Übersetzungen:


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