Taille
Substantiv, f:

Worttrennung:
Tail·le, Plural: Tail·len
Aussprache:
IPA [ˈtaljə]; in Österreich auch: [ˈtaɪ̯ljə]
Bedeutungen:
[1] Anatomie: die schmalste Stelle des menschlichen Rumpfes zwischen Brustkorb (unterer Rippenbogen) und Hüfte
[2] umgangssprachlich: Umfang der unter [1] beschriebenen Körperstelle
[3] umgangssprachlich: Teil eines Kleidungsstücks, der die unter [1] beschriebene Körperstelle bedeckt
[4] veraltet: (auf Stäbchen gearbeitetes) Oberteil eines (zweiteiligen) Kleides, das eng anliegt
[5] Steuerwesen historisch: in England und Frankreich erhobene Vasallensteuer
[6] Steuerwesen historisch: in Frankreich von 1439 bis zur Französischen Revolution 1789 auf das Einkommen und Vermögen der nicht privilegierten Stände (Bauern, Bürger) erhobene Staatssteuer
[7] Musik: tiefere Tenorlage in der Instrumentalmusik; das Musikinstrument selbst in dieser Tenorlage (zum Beispiel: Barockoboe, Bratsche)
[8] Musik: vom 16. bis 18. Jahrhundert in Frankreich verbreitete Tenorlage in der Vokal- und Instrumentalmusik
[9] Kartenspiel, besonders beim Pharao: Aufdecken der Karten zum Ermitteln des Gewinns oder Verlustes des Wettbetrages
Herkunft:
Das Wort wurde im 17. Jahrhundert (Mitte des 17. Jahrhunderts) von französischem tailleSchnitt; Körperschnitt, Wuchs, Figurentlehnt, einer Substantivbildung (Verbalsubstantiv) zum Verb tailler ‚(nach einer Form) schneiden, zerschneiden‘. Dieses geht zurück auf das spätlateinische Verb taliarespalten, schneiden‘, einer Ableitung vom lateinischen Substantiv taleaStäbchen, Setzling, jedes abgeschnittene stabförmige Stück‘ (vergleiche hierzu »Detail«, »Teller«).
Die ersten drei Bedeutungen liegen den eingangs genannten Bedeutungen von taille zugrunde. Aus diesen habe sich, Pfeifer zufolge, Ende des 18. Jahrhunderts die 4. Bedeutung selbstständig im Deutschen entwickelt, allerdings lässt sie sich ebenfalls im Französischen nachweisen (siehe taille ‚[p]artie de la robe qui couvre le buste. Synon. corsage.‘). In der 5., 6. und 9. Bedeutung geht das Wort auf französisches taille im eigentlichen Sinne von ‚Zuteilung‘ zurück, und in der 7. Bedeutung verweist taille auf die Mittellage, die die höheren von den tieferen Lagen „trennt“.
Synonyme:
[1] Gürtellinie
[1] veraltet: Mitte
[2] Gürtelweite, Taillenumfang, Taillenweite
Beispiele:
[1] In ihrem Hochzeitskleid kam Nataljas schlanke Taille gut zur Geltung.
[1] „Die Damen ließen die Hula-Reifen um die entblößten Taillen kreisen.“
[1] „Sie hat den Mantel sehr eng um die Taille geschnürt, unter ihrem Arm klemmt ein Handtuch und eine Shampooflasche.“
[1] „Dean steht bis zur Taille im Wasser, wartet.“
[1] „Die Hausherrin des achtzehnten Jahrhunderts trug ständig einen riesigen Schlüsselbund um die Taille, die mehr dem Schutz vor Langfingern im eigenen Haus als dem vor Einbrechern diente.“
[1] „Mit dem rechten Arm umfaßte sie seine Taille, mit dem linken versuchte sie, ihre Petticoats zu bändigen.“
[2] „Eine Taille zu haben, und zwar gut sichtbar, mehr Wünsche hat sie auch Weihnachten nicht.“
[2] „Wer von einem Waschbrettbauch und einer schlanken Taille träumt, muss sich gesund ernähren und stundenlang im Fitnessstudio schwitzen.“
[3] „Effi trug ein blau und weiß geſtreiftes, halb kittelartiges Leinwandkleid, dem erſt ein feſt zuſammengezogener, bronzefarbener Ledergürtel die Taille gab; der Hals war frei, und über Schulter und Nacken fiel ein breiter Matroſenkragen.“
[3] „Diese waagerecht hin und her geführten Fäden, die Schußfäden, dürfen nicht zu fest angezogen werden, sonst bekommt das Gewebe eine häßliche Taille.
[3] „Vielleicht hatten sie diese Kleider selber genäht, wollten aussehen wie Hilde Krahl, Hansi Knoteck, Ilse Werner, Brigitte Horney, Marikka Röck. Abenteuerliche Krägen und Taillen und Säume und Stulpen.“
[4] „Der junge Herr (bereits mit ihr hinter der Portière, im Schlafzimmer, nestelt ihr die Taille auf).“
[4] „[…]: sie legte die rotsamtene verschossene Taille ab und liess den dunkelgrünen Tuchrock fallen und auch den Unterrock.“
[5] „Unsere landesherrlichen Vermögenssteuern waren wohl ähnlich, wie die Taille in Frankreich und in England, zuerst Abgaben, welche zum Entgelt für die Befreiung vom persönlichen Waffendienste dienen mußten.“
[6] „Drei directe Abgaben beſtehen: die Taille, die Kopfſteuer und der Zwanzigſte. — Ich unterbreche aber hier für eine Weile den Gang der Denkſchrift, um zu bemerken, daß die Taille die einzige Steuer war, welche erhöht werden konnte, ohne einer Einzeichnung von Seiten der Parlamente zu bedürfen.“
[7] „Beginnend mit der Sonate Nr. 2 g-Moll aus den 12 Sonaten op.1 von Johann Michael Müller für konzertierende Oboe (Karla Schröter), zwei Oboen (Griet Cornelis und Petra Naethbohm), Taille, deren Stimme der Bratsche im Streicher-Ensemble entspricht (Martin Fendel) sowie Basso continuo (Bc mit (Cordula Caso, Barockfagott, und Orgelpositiv, Harald Hoeren) ließ sich das Publikum ohne Umschweife auf die klanglich überwältigende Lebensfreude der Barockmusik ein. Schröters Oboe leuchtete über allen Melodien, die Stimme der Taille wurde als neue Erfahrung wahrgenommen.“
[9] „Roͤlzer und Thuning (ſtehen rechts an einem kleinen Tiſche. Roͤlzer ſchlaͤgt eine Taille Pharao. Thuning hat einige Kartenblaͤtter vor ſich liegen).“
Redewendungen:
[1] auf Taille
[4] landschaftlich, besonders berlinisch: per Taille
Übersetzungen:


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