Twiete
Substantiv, f:

Worttrennung:
Twie·te, Plural: Twie·ten
Aussprache:
IPA [ˈtviːtə]
Bedeutungen:
[1] kleine Straße, schmaler Durchgang (vor allem zwischen Häusern)
Herkunft:
Das Wort Twiete ist sowohl nordniederdeutsch als auch west- und ostfälisch belegt. Straßennamen, die mit Twiete oder Twete gebildet sind, finden sich von der schleswig-holsteinischen Westküste über Hamburg und den westlichen Teil von Ostfalen bis nach Ostwestfalen und ins nördliche Sauerland hinein. Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebiets bis Nienburg und Salzwedel kommt hauptsächlich die Form Twiete vor, südlich schließt sich bis Minden und Hannover ein Bereich an, in dem unter anderem Twechte, Tweegde und Twegte vorkommen, während in Ostfalen Twete oder Tweete Haupttyp ist. Diese Formen gehen auf drei mittelniederdeutsche Varianten zurück, die twîte, twēte und twēgete lauteten.
Die Etymologie von Twiete ist bis heute nicht sicher geklärt. Die Gebrüder Grimm sahen darin eine Entlehnung aus dem Skandinavischen, die vermutlich über das altdänische tvede auf das altnordische þveit zurückgeht, das ein Verbalabstraktum zum altnordischen Verb þveitahauen‘ darstellt und die Grundbedeutung ‚Eingeschnittenes, Gerodetes‘ hat. Diese Deutung kann jedoch nicht zutreffen, da sich hinsichtlich des Stammvokals und des Konsonantismus lautliche Schwierigkeiten ergeben und die dann anzunehmende Bedeutungsentwicklung ebenfalls problematisch ist.
Einen anderen Ansatz findet man bei Jan ten Doornkaat Koolman: Er nimmt an, dass ein Zusammenhang zwischen Twiete und dem angelsächsischen thwîtan und dem englischen thwiteschneiden, spalten‘ bestehe. Eine solche Etymologie scheitert aber bereits an der Anlautdivergenz zwischen zwischen þw und tw.
Andere Deutungsversuche beziehen sich auf zwei oder dessen Kompositionsform zwie-: Karl Schiller und August Lübben beschrieben Twiete als „Scheide zwischen zwei Gegenständen, Rain“, Twiete „stammt also von twe ab“ ist in einem bremisch-niedersächsischen Wörterbuch zu lesen, Georg Schambach erklärt Twiete als einen „Weg, wo nur zwei neben einander gehen können“, Otto Mensing charakterisiert Twiete als „Grenze zwischen 2 (twee) Ackerstücken, Landscheide zwischen Feldern“ und Hermann Schmoeckel und Andreas Heinrich Blesken sehen den Ursprung der mittelniederdeutschen Form twīte schließlich in dem Kompositum *twigata ‚Zwiegasse‘. Eine Ableitung von zwei selbst wird für ausgeschlossen gehalten, aber ein Anknüpfen an die Kompositionsform – im Altenglischen, Altfriesischen und Altnordischen twi-, im Althochdeutschen zwi- – soll infrage kommen. Unter Zugrundelegung der wahrscheinlichen Ausgangsbedeutung ‚Durchgang zwischen Häusern‘ ist es gut vorstellbar, dass solche schmalen Gänge, die zwischen zwei Häusern entstanden, wenn die Traufen über die Hausmauern hinausragten und damit zu einem kleinen Abstand zwischen den Gebäuden führten, von beiden Nachbarn genutzt wurden, aber keinem allein gehörten, so dass sie in gewisser Weise „Zwitter“ waren. Daraus könnten in der Folgezeit weitere Bedeutungen wie ‚Weg zwischen Hecken‘ oder generell ‚kleine Gasse‘ entstanden sein.
Gegenwörter:
[1] Boulevard
Beispiele:
[1] Die Reisegruppe schlenderte durch Hamburgs Twieten.
Übersetzungen:


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