Vogelscheuche
Substantiv, f:

Worttrennung:
Vo·gel·scheu·che, Plural: Vo·gel·scheu·chen
Aussprache:
IPA [ˈfoːɡl̩ˌʃɔɪ̯çə]
Bedeutungen:
[1] in Gemüsebeeten oder auf Äckern platzierte, mit alten Kleidern bestückte Holzkonstruktion, die aufgrund ihrer menschenähnlichen Gestalt Vögel fernhalten soll
[2] abwertend: Person, die durch ein ungepflegtes Äußeres auffällt und/oder als (dürr und) hässlich wahrgenommen wird
[3] umgangssprachlich: mutige, unerschrockene männliche Person
Herkunft:
  • strukturell:
Determinativkompositum aus den Substantiven Vogel und Scheuche
[1] Es handelt sich um ein Erbwort aus dem Frühneuhochdeutschen, in dem Formen wie vogelscheuch, im 15. Jahrhundert zudem vogelschewe und vom 17. bis vereinzelt in das 19. Jahrhundert hinein Vogelscheue existierten. Das Grundwort dieser Zusammensetzungen ist zum Verb scheuchen gebildet und kam während des 15. Jahrhunderts als frühneuhochdeutsches scheuhe und schewhe vor, während für das Mittelhochdeutsche schiuheScheu, Abscheu, Schreckbild‘ bezeugt ist, bei dem es sich um eine Bildung zum mittelhochdeutschen Verb schiuhen, einer Vorform von scheuchen, handelt.
[2] Die seit dem 18. Jahrhundert bezeugte Bedeutungsübertragung fußt auf der Tatsache, dass Vogelscheuchen meist aus alten, abgetragenen und zerfetzten Kleidungsstücken bestehen.
[3] Die Bedeutungsübertragung fußt darauf, dass der Mann sogar die Gewehrgeschosse (sogenannte »Vögel«) verscheucht. Sie ist ab 1939 zunächst nur soldatensprachlich, ab 1945 dann auch zivilsprachlich bezeugt.
Synonyme:
[1] Kurzwort: Scheuche
[1] Vogelscheu
[1] regional: Butzemann, Vogelschreck
[1, 2] landschaftlich, vor allem ostmitteldeutsch: Krautscheuche
[1, 2] österreichisch umgangssprachlich: Spatzenschreck
[1] veraltet: Popanz, Vogelscheuch, Vogelscheuel
Beispiele:
[1] Mein Opa hat in seinem Garten zwei Vogelscheuchen aufgestellt.
[1] „Da hatte er hinter dem Zaun, zwischen den Obstbäumen, die Vogelscheuche gesehen, einen alten schwarzen Hut und ein paar Stecken und darüber seine Samtjacke.“
[1] „‚Oder vielleicht können wir eine Vogelscheuche aufstellen, so eine, die sich ein bisschen im Wind bewegt und Vögeln Angst macht‘, versucht Rafi es von neuem.“
[2] Die neue Freundin meines Schwagers ist vielleicht eine Vogelscheuche.
[2] „Da wird die doch brüll’n: »Sie olle Vogelscheuche, Sie besoffene Trine – und lauter sone Sachen, die ich hier gahnich kann wiederholen, Herr Rechtsanwalt!«“
[2] „‚Solche Trenchcoats kosten nicht viel.‘ […] Der eben noch nette junge Mann sieht aus wie eine Vogelscheuche.
[2] „Sie weiß, daß sie manchmal ungefähr wie eine Vogelscheuche aussieht, aber sie weiß auch, daß die Leute, die sie kennen, darüber längst hinaus sind.“
Übersetzungen:


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