Wunschdenken
Substantiv, n:

Worttrennung:
Wunsch·den·ken, kein Plural
Aussprache:
IPA [ˈvʊnʃˌdɛŋkn̩] ~ [ˈvʊnʃˌdɛŋkŋ̩]
Bedeutungen:
[1] hoffnungsvolle Vorstellung von etwas Aktuellem oder Zukünftigem, die zumeist unkritisch ist und die realen Gegebenheiten ignoriert oder verdreht; auf unrealistische, nur den eigenen Wünschen entsprechende Annahmen und Vorstellungen beruhendes Denken
Herkunft:
  • strukturell:
Determinativkompositum aus den Substantiven Wunsch und Denken
Zum einen soll es sich bei dem Wort wahrscheinlich um eine Lehnbildung nach dem englischen Ausdruck wishful thinking handeln. Zum anderen sei eine Lehnübersetzung des englischen Wortes wishthinking ebenso wahrscheinlich, wenngleich dieses allerdings seltener im Englischen vorkommt. Der Erstbeleg im Deutschen datiert auf das Jahr 1954 (siehe Beispiele). 1967 wird es dann in den westdeutschen »Duden, Die deutsche Rechtschreibung« aufgenommen.
Beispiele:
[1] „Sowohl die Äußerungen Ollenhauers wie die der [‚]Außenpolitischen Korrespondenz‘ verraten nur eines: nämlich die Tatsache, daß das Wunschdenken das Vernunftdenken leicht beiseite zu schieben vermag.“
[1] „Die Kirchenführer und die Gläubigen in der Zone merken jedenfalls offensichtlich nichts von der ‚Entspannung‘, die das Wunschdenken gewisser Leute im Westen beherrscht.“
[1] „Diese Frage wird in Selbsttäuschung durch Wunschdenken verderblich beantwortet, wenn man vergißt, was der Sinn des Glaubenskampfes ist und daß der Gegner gegenwärtig von diesem Sinn ergriffen ist ([…]).“
[1] „Bemerkenswert, daß unsere Sprache vor rund hundert Jahren das Wort ‚Realpolitik‘ prägen mußte – heute sagt man wohl ‚pragmatische Politik‘ –, um eine Politik des Möglichen von einer Politik des Wunschdenkens oder dogmatischer Gebote abzusetzen; noch bemerkenswerter ist freilich, daß dieses Wort bald bei uns den Nebensinn ‚richtungslos, prinzipienlos und opportunistisch‘ erhielt.“
[1] „Trotzdem ist im ganzen das ägyptische Temperament doch ein anderes, und dem menschlichen Wunschdenken nach Unvergänglichkeit tritt der zyklische Zeitbegriff hilfreich zur Seite.“
[1] „Politische Propaganda arbeitet immer mit Teilwahrheiten und einer nie zu subtilen Auslegung. Sie versucht eine sprachliche Harmonisierung bestimmter politischer Ziele mit dem Wunschdenken jener Schicht, an die man sich wendet.“
[1] „Vielmehr trieb sie die Hoffnung, mögliche Zusammenhänge könnten sich als reale erweisen, ihr Wunschdenken war gleichsam der Strohhalm, nach dem der Ertrinkende greift.“
[1] „Fingiert man sie [= die Loyalität] als Dauerdialog aller billig und gerecht Denkenden, gar als Ergebnis eines herrschaftsfreien Diskurses mündiger Bürger, verkennt man die wirklichen Verhältnisse und setzt an Stelle von Realitäten pures Wunschdenken.
[1] „Doch kommt hier ein zusätzliches Motiv ins Spiel: Führen alle übrigen Entlarvungen das falsche Bewußtsein auf dunkle Momente der menschlichen Totalität zurück (Lüge, Bosheit, Egoismus, Verdrängung, Spaltung, Illusion, Wunschdenken u.ä.), so stößt die Marxsche Entlarvung auf Nichtsubjektives, die Gesetze des politökonomischen Prozesses im ganzen.“
[1] „Noch ehe die ‚Ariane‘ Ende 1979 zu ihrem erfolgreichen Erstflug startete, hat es in den Papieren der Planer schon ein für die neunziger Jahre bestimmtes Konzept für eine w:Ariane 5 gegeben, was damals von Kritikern des europäischen Trägerraketen-Programms als Wunschdenken abgetan wurde.“
[1] „Beizeiten erkannt zu haben, daß dem künftigen Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich eine Schlüsselrolle zufallen würde, war weder Hellseherei noch Wunschdenken entsprungen.“
[1] „War Sutter selbst hinreichend gestört, so konnte es auch sein, daß er sich seine Anrufe einbildete. Vielleicht entsprangen sie – allein, wie er war, einsam, wie er nicht sein wollte – einem pathologischen Wunschdenken, das sich seiner Kontrolle entzog.“
[1] „Daneben aber existierte, untrennbar davon, die mehr oder weniger gut getarnte Nachtseite: der vulkanische, manchmal zu unkontrolliert impulsiven, ungeduldigen, von irrealem Wunschdenken oder von dumpfen Befürchtungen bewegte, egozentrische, der Boshaftigkeit und Rachsucht fähige Adenauer.“
[1] „Es sei leider Wunschdenken, dass der Motorsport heutzutage so sicher ist, dass kein Mensch mehr sein Leben lassen muss, erklärte Schuhmacher auf seiner Homepage.“
[1] „Zur selben Zeit zeigte sich, dass alle Hoffnungen auf eine Entspannung der Versorgungslage durch eine gute Kartoffelernte reines Wunschdenken waren.“
Übersetzungen:


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