kalfatern
Verb:

Flexion

Worttrennung:
kal·fa·tern, Präteritum: kal·fa·ter·te, Partizip II: kal·fa·tert
Aussprache:
IPA [ˌkalˈfaːtɐn]
Bedeutungen:
[1] transitiv; seemannssprachlich: die Fugen (der hölzernen Schiffswände, des Schiffsdecks) mit Dichtungsmasse – zumeist geteertem Werg, Baumwolle, Gummi, Pech oder einem speziellen Kittabdichten
Herkunft:
Die Wortgeschichte ist nicht unumstritten, weshalb verschiedene, teils widersprüchliche Ansätze besonders hinsichtlich des Ausgangspunkts der Entlehnungen ins Romanische existieren:
Einigen Quellen zufolge liegt dem deutschen das gleichbedeutende arabische Verb قَلْفَطَ‎ (DMG: qalfaṭa) →ar zugrunde, das in den alten arabischen Wörterbüchern gut belegt ist und bis heute, im seemannssprachlichen Sinne, in der modernen arabischen Hochsprache sowie zudem im Ägyptisch-Arabischen noch in der Bedeutung ‚nachlässig arbeiten, pfuschen‘ fortlebt. Das Wort gelangte wohl von den provenzalischen Häfen ins Galloromanische, in dem es altprovenzalisch calafatar und französisch calfater ergab, woraus wiederum die niederländischen und niederdeutschen Wortformen hervorgingen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts — genauer gesagt ist es seit Christian Ludwigs »Teutsch-Englisches Lexicon« von 1716 (Stichwort »calefatern«, »calfatern« ↗ und »kalefatern ↗«) belegt — wurde das deutsche Verb dann aus den niederländischen Wortformen kalefateren, kalefaten, kalfateren, kalfaten und dem mittelniederdeutschen kalvātenSchiffsplanken abdichten‘ in die deutsche Literatursprache übernommen.
Davon abgesehen vermutet Kluge, dass das arabische Wort selbst, welches ihm zufolge keine typisch arabische Form aufweist, offenbar dem byzantinisch-griechischen καλαφάτης ‚Kalfaterer‘ zugrunde liegt.
Auch wird von einigen der Ausgangspunkt im mittelgriechischen Verb καλαφατεῖν ‚ein#Artikel|ein Schiff kalfatern und teeren‘ angenommen. Lokotsch führt beispielsweise die arabische Variante قَلَّفَ‎ (DMG: qallafa) →ar auf das mittelgriechische Wort zurück, wohingegen Corominas das arabische قَلْفَطَ‎ (DMG: qalfaṭa) →ar aus dem (nicht belegten aber rekonstruierten) vulgärlateinischen *calefarelateinisch calefacereerhitzen‘ (da man Teer erhitzt, um die Schiffe zu kalfatern) — zurückleitet und die mittelgriechische Wortsippe καλαφατέωκαλαφάτησις (959) ‚Kalfatern‘, καλαφάτης ‚Kalfaterer‘ (1057) — als Entlehnung aus arabisch قَلْفَطَ‎ (DMG: qalfaṭa) →ar sieht. Ferner behauptet der Duden, dass das mittelgriechische Verb καλφατεῖν dem arabischen Substantiv قَفْر‎ (DMG: qafr) →ar entstammt, welches ihm zufolge die Bedeutung ‚Asphalt‘ gehabt haben soll – wohl Bezug nehmend auf Lokotsch, bei dem es heißt: „ḳafr[…]Vollständig ḳafr al-jahūd ‚Judenpech, Asphalt‘“. Zwei Standardwerke führen dieses Wort nicht mehr: Wehr führt den Homographen قَفْر‎ (DMG: qafr) →ar , dessen Bedeutung er mit ‚Wüste, Einöde, öde Gegend‘ angibt; auch bei Lane findet sich dieser Homograph bereits in der Bedeutung ‚place destitute of human beings; desert, but sometimes containing a little herbage; pasturage‘. Lane führt jedoch كَفْر‎ (DMG: kafr) →arTar, or pitch,[…]with which ships are smeared‘ an, das ihm zufolge bei Abū-'l-Ḥasan al-Aḫfaš (* 210, 215 oder 221) belegt ist; allerdings findet sich im Supplement auch bei Lane die Wendung القَفْرُ اليَهُودِىُّ‎ (DMG: al-qafru 'l-jahūdiyyu) →ar , der er ebenfalls wie Lokotsch die Bedeutung ‚Jews-pitch, i.e. asphaltum‘ zumisst, sich selbst jedoch hierbei auf Silvestre de Sacy beruft, der in seiner 1810 unter dem Namen »RELATION DE L’EGYPTE« erschienenen Übersetzung einer kurzen Reisebeschreibung Ägyptens von ʿAbdu 'l-Laṭīf al-Baġdādī erwähnt, dass „قفر‎ ou كفر‎“ „l’asphalte ou bitume de Judée“ bedeuten. Das lässt vermuten, dass قَفْر‎ (DMG: qafr) →ar wohl eine alte Nebenform von كَفْر‎ (DMG: kafr) →ar und nur in dieser Wendung belegt zu sein scheint.
Osman, Lokotsch und dem Duden zufolge gehört wohl auch »Klabautermann« ‚Schiffskobold‘ zur Wortgruppe von »kalfatern«, da dem Volksglauben gemäß der Kobold gegen die hölzernen Schiffswände klopft, um davor zu mahnen, diese auszubessern oder um den Untergang des Schiffes anzukündigen.
Synonyme:
[1] kalfaten
Beispiele:
[1] Sie kalfaterten das Schiff mit Teer.
[1] „In der Plantage wurden Karussell und Scheibenstände hergerichtet, die Schiffersleute kalfaterten und strichen ihre Boote, jede kleine Wohnung erhielt neue Gardinen, die Zimmer, die feucht lagen, also den Schwamm unter der Diele hatten, wurden ausgeschwefelt und dann gelüftet.“
[1] „Dann überqueren wir den Goldenen-Drachen-Fluß in einem Sampan-Taxi aus Bambus, das mit Harz und Maniokpaste kalfatert ist.“
[1] „Die Besonderheit gegenüber den Rheinschiffen: Dieses war mit Leinwerk kalfatert, mit dem Abfall der Textilproduktion also.“
[1] „Der Zimmermann kalfaterte den hölzernen Rumpf und setzte ihn überall, wo es nötig war, wieder instand.“
Übersetzungen:


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