knorke
Adjektiv:

Worttrennung:
knor·ke, keine Steigerung
Aussprache:
IPA [ˈknɔʁkə]
Bedeutungen:
[1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: sehr gut, ganz vortrefflich, nicht zu übertreffen
Herkunft:
Das Wort ist im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Berlin aufgekommen und gewann Mitte der darauffolgenden Zwanzigerjahre an umgangssprachlicher Verbreitung. Die Herkunft des Ausdrucks ist ungeklärt. Es gibt verschiedene Erklärungsversuche:
1. Kurt Tucholsky schreibt Anfang Oktober 1924 unter Pseudonym in dem in der Vossischen Zeitung publizierten Artikel „Der Fall Knorke“, dass das Wort auf das mittelhochdeutsche knorricht zurückgehe und verweist hierzu auf Sanders. Der Gebrauch des Wortes sei zudem aus der Mode gekommen.
2. Ähnlich vermutet Küpper einen Zusammenhang mit KnorrKnorren (Knoten an Bäumen, Steinen usw.)‘ und daraus entstandenem knorrigkraftvoll, widerstandsfähig, von harter Schale‘. Bei der Endung handele es sich um die norddeutsche Verkleinerungssilbe -ke.
3. Anfang Januar 1927 behauptet der Berliner Journalist und Satiriker Hardy Worm in einem in der Berliner Volks-Zeitung anonym publizierten Artikel, dass das Wort „in meinem Beiſein von einem Journaliſten in einer übermütigen Laune geprägt, nach Tagen in die Preſſe lanciert [wurde], und kaum waren vierzehn Tage vergangen, ſo tönte einem überall das liebliche Worte knorke entgegen, […].“
4. Die aus Berlin stammende Germanistin Agathe Lasch schreibt 1928 hingegen:
„Erſt in den letzten Jahren aufgekommen, nach der Aufſchrift ‚Knorkes Buletten ſind die beſten‘, mit der ein Händler oder Budiker in dem großen Fabrikenviertel im Norden ſeine Ware anpries. Scherzhaft identifizierte man ‚Knorke‘ mit ‚dem beſten‘ in echt berliniſcher witziger Wortbeziehung; ſchnell verbreitete knorke ſich in den Betrieben, wo man Knorkes Schild kannte, griff von da aus weiter um ſich.
       Es iſt mir biſher nicht gelungen feſtzuſtellen, ob der Vorgang ſich wirklich ſo, wie berichtet wird, ereignet hat. Zweifellos aber konnte er ſich ſo ereignet haben, da er in jeder Weiſe, ſo gut Knorkes Reklame wie das Aufgreifen des Namens, berliniſcher Art entſpricht. Der Name Knorke fehlt im Adreßbuch von 1919 und 1926; (doch Knörke, Knörk, Knorrek) da er aber ſonſt nicht unbekannt iſt, würde dies bei dem häufigen Auftreten und Verſchwinden kleiner Geſchäftsleute, gerade im letzten Jahrzehnt, nichts ausmachen.“
Küpper und Wilfried Seibicke verweisen Jahrzehnte später unter anderem auf diese Erklärung.
5. Dem Duden zufolge soll es eine scherzhafte Augenblicksprägung der Kabarettistin Claire Waldoff sein. Allerdings ist dies unwahrscheinlich: Zum einen ist das Wort, wie eingangs erwähnt, bereits vor dem Ersten Weltkrieg bezeugt; zum anderen habe Friedrich Hussong einem Mitarbeiter von Küpper gegenüber bezeugt, dass Claire Waldoff selbst die Erfinderschaft offen abgestritten hat.
6. Küpper verweist darauf, dass nach Annahme einiger auch der Varietékomiker Rudolf Melzer mit seiner Posse „Die Familie Knorke“ als Urheber in Frage komme.
7. Laut Pfeifer sei eine spontane Entstehung wahrscheinlich, vielleicht durch falsches Verstehen oder als Reimwort zu Lorkedünner Kaffee‘.
Synonyme:
[1] ausgezeichnet, erstklassig, grandios, großartig, herausragend, hervorragend, reizend, stark, unübertrefflich, wunderbar
[1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: knafte, schnafte, schnieke
[1] berlinisch (Ostberlin) umgangssprachlich veraltend: schau
[1] Deutschland salopp veraltend, besonders berlinisch: dufte
[1] Deutschland jugendsprachlich veraltend: astrein, schau
[1] Deutschland umgangssprachlich: klasse, prima, spitze
[1] umgangssprachlich: bombig, fabelhaft, glänzend, super, toll; besonders Süddeutschland, Österreich, Schweiz: sauber; besonders Österreich: urcool, urgeil; veraltend: famos, groovy
[1] salopp: brutal, cool, geil; veraltend: affengeil
[1] jugendsprachlich: fett, krass, mega
[1] süddeutsch: pfundig
[1] bairisch: bärig, zünftig
[1] Österreich umgangssprachlich: klass; östliches Österreich umgangssprachlich oder salopp: leiwand
Gegenwörter:
[1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: unknorke
[2] doof, kacke, scheiße, übel
Beispiele:
[1] „Der andere fuhr etwas in die Höhe, blinzelte und meinte: ‚Das iſt ja knorke, Menſch!‘“
[1] „Du, Fritze, det war aber dufte!
Ne, Maxe, det war noch viel ſchnafter.
Wat, noch ſchnafter als dufte?
Sicher.
Wie denn?
Menſch, det war knorke. Knorke
is ſchnafter als dufte.
Au, det is knorke.
[1] „Also, ich finde die Sache mit dem Dieb knorke. Ganz große Klasse, Ehrenwort!“
[1] „Jetzt kommt die Kurve, ausgezeichnet ist er die Kurve gefahren, knorke. Das hat er sich doch abgewöhnt, knorke zu sagen, es ist ein scheußliches Wort.“
[1] „Herrschaften, das wird knorke!
[1] „«[…] Wie war’s?» «Knorke, Junge. […]»“
[1] „Berlin bei Nacht ist immer knorke […].“
[1] „Du bist doch ein knorkes Mädel, na siehst du, und wenn dein Bruder heut oder morgen kommt, weil er nämlich deine Mutter noch mal sprechen will, dann gibst du ihm das Paket, klar?“
[1] „‚Prima Idee! Direkt knorke!‘, schrie Karl.“
Redewendungen:
[1] knorke ist zweimal so dufte wie schnafte, knorke is zweemal so dufte wie schnafte
knorke ist dreimal so dufte wie schnafte
dufte ist zweimal so schnafte wie knorke
knorke ist noch schnafter als dufte
[1] knorke mit nem Bogen, knorke mit’n Knick
Übersetzungen:


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