schwedische Gardinen
Substantiv, f, Wortverbindung, adjektivische Deklination: Worttrennung:
kein Singular, Plural: schwe·di·sche Gar·di·nen
Aussprache:
IPA [ˌʃveːdɪʃə ɡaʁˈdiːnən]
Bedeutungen:
[1] umgangssprachlich scherzhaft: Gebäude oder Anlage, in dem Personen, die vom Gericht zu einer unbedingten Haftstrafe verurteilt wurden, unter Verschluss gehalten werden; zeitliche Strafe, die dort verbracht werden muss
Herkunft:
Die Wendung stammt aus der Gaunersprache. Mit Gardinen sind ironisch/scherzhaft die Gitterstäbe/Gitterstangen der Gefängnisfenster gemeint. Das adjektivische Attribut schwedisch bezieht sich auf die Beschaffenheit der Gefängnisgitter aus schwedischem Stahl, der als besonders haltbar gilt, oder aber es verweist möglicherweise auf die Grausamkeiten der Schweden im Dreißigjährigen Krieg.
Synonyme:
[1] Gefängnis
[1] umgangssprachlich: Bau, Bunker, Kahn, Kiste, Kittchen, Knast, Loch, Schembeis
[1] Österreich salopp: Häfen, Kotter
Beispiele:
[1] „Tut dir wohl leid, dass das Herrchen da drunten im Kittchen sitzt hinter den schwedischen Gardinen?
[1] „Vor die Alternative gestellt, Geldstrafen bis zu einer Million Peseten zu zahlen oder ins Gefängnis zu gehen, wählten sie die schwedischen Gardinen.
[1] „Ich kenne deine Wege. Sie führen hinter schwedische Gardinen.
[1] „Selbst bei einer Auslieferung nach und Verurteilung in Spanien droht Pinochet, wie Londoner Experten betonen, kein Zellendasein, da spanisches Recht Personen im Alter von 70 Jahren oder darüber die schwedischen Gardinen erlässt.“
[1] bildlich: „Neben diversen Kriminaltexten deutscher Autoren enthält der horen-Band instruktive Informationen zur finnischen Krimiszene, die zu Unrecht hinter den schwedischen Gardinen Mankells verborgen ist, sowie kritische Aufsätze, die etwa am Boom des Serienkillermotivs pessimistisch erkennen, dass ‚das Böse den archaischen Charme totaler Versuchung zurückerobert‘.“
[1] „Und selbst wenn die Prüfer fündig werden, ist der Rest oft Schweigen. Aus Angst vor Imageschäden bevorzugen die meisten Firmen den »goldenen Handschlag« statt schwedischer Gardinen für Kriminelle in der Chefetage. Manche reagieren gar nicht.“
[1] „Bevor der Verurteilte von der Vollstreckungsbehörde zur ausgeworfenen Ersatzfreiheitsstrafe geladen wird, wird er auf die Möglichkeit hingewiesen, die „uneinbringliche Geldstrafe“ durch freie und gemeinnützige Arbeit aus der Welt zu schaffen. Wie verschiedene andere Bundesländer auch, bietet Rheinland-Pfalz dazu das Programm ‚Schwitzen statt sitzen‘ an. Es bewahrt den Verurteilten vor den schwedischen Gardinen, dem Land erspart es teure Inhaftierungskosten.“
[1] bildlich: „Die beiden gehörten in der Nachkriegszeit zu den berüchtigtsten Verbrechern des Landes, sie hatten für den kaltblütigen Mord an einem Bankier die Höchststrafe kassiert. Für Arbeitseinsätze hoben sich selbst bei Schwerkriminellen die schwedischen Gardinen. Und weil Lehmanns Vater auf dem Gutsbetrieb des Gefängnisses -arbeitete, sassen die zwei Straftäter oft mit der Familie am Mittagstisch.“
[1] „Eindringlich appelliert der Richter an ihn: So kann es nicht weitergehen! Wenn Sie noch einmal straffällig werden, dann können Sie sich vermutlich die schwedischen Gardinen von innen anschauen.“
Übersetzungen:


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