verstehen
Verb:

Worttrennung:
ver·ste·hen, Präteritum: ver·stand, Partizip II: ver·stan·den
Aussprache:
IPA [fɛɐ̯ˈʃteːən]
Bedeutungen:
[1] transitiv: (Gesprochenes) deutlich akustisch wahrnehmen
[2] Anwendung einer intellektuellen Fähigkeit:
[2a] transitiv: den Sinngehalt, die Bedeutung von etwas, die Absicht einer Person verstandesmäßig erfassen
[2b] transitiv: in bestimmter Weise deutend interpretieren
[2c] reflexiv: eine bestimmte Vorstellung beziehungsweise einen bestimmten Eindruck von sich selbst vermitteln; sich in bestimmter Weise darum bemühen, als jemand Bestimmtes angesehen zu werden
[2d] reflexiv, kaufmannssprachlich: (von Preisen) in bestimmter Weise erkennen lassen beziehungsweise zum Ausdruck bringen wollen
[3] Anwendung einer emotionalen Fähigkeit:
[3a] transitiv: sich in jemanden einfühlen, in jemandes Situation hineindenken können; diese Fähigkeit jemandem gegenüber zu erkennen geben
[3b] transitiv: (die Verhaltensweise, Haltung, Reaktion, das Gefühl von jemandes Standpunkt aus gesehen als) natürlich, konsequent, richtig, normal einschätzen, beurteilen, empfinden
[4] reflexiv: ohne Streitigkeiten mit jemandem auskommen, eine gute persönliche Beziehung zu jemandem haben
[5] Befähigung zu Tätigkeiten:
[5a] transitiv: sich etwas (geistig) zu eigen gemacht haben; die Fähigkeit zur Ausübung von etwas haben, die Begabung für etwas besitzen
[5b] transitiv: ein besonderes (Fach-, Sach- oder Erfahrungs-)Wissen (von etwas) aufweisen; (mit etwas) vertraut sein, umzugehen wissen; (auf einem bestimmten Gebiet) genau Bescheid wissen (und diesbezüglich urteilsfähig sein)
[5c] reflexiv: zu etwas imstande sein; die Fertigkeiten besitzen, etwas Bestimmtes zu tun
[5d] reflexiv: sich mit etwas auskennen und gut umzugehen wissen
[6] reflexiv, veraltend: sich überwindend zu etwas doch bereit erklären
Herkunft:
Kompositum aus dem Präfix ver- und dem Verb stehen; bezeugt in den mittelhochdeutschen Formen verstēn und verstān, welche ihrerseits dem Althochdeutschen firstān – ursprünglich „rings um etwas stehen, etwas umstehen, etwas in der Gewalt haben, beherrschen“, später „erfassen, ergreifen, ertappen; merken, meinen, empfinden, fühlen; begreifen, einsehen, erkennen“ – entstammen; im Gotischen nicht bezeugt; etymologisch verwandt mit altenglisch farstandan, farstondan, altsächsisch farstanden; die spätaltnordischen Formen forstanda, fyrirstanda sind ihrerseits dem Mittelniederdeutschen entlehnt
Gegenwörter:
[1] verständigen, missverstehen
[2a, 2b] missverstehen
[4] sich anwidern, sich nicht ausstehen können
[6] entschlussfreudig sein#Hilfsverb|sein
Beispiele:
[1] Es war so laut, man konnte sein eigenes Wort kaum verstehen.
[1] Streck mir doch nicht den Rücken zu, wenn du mit mir redest, sonst verstehe ich dich nicht.
[2a] Hegel schreibt: „Das Eins ist die einfache Beziehung des Fürsichseins auf sich selbst, in der seine Momente in sich zusammengefallen sind, in der es daher die Form der Unmittelbarkeit hat und seine Momente daher nun daseiende werden.“ Das verstehe nun einer!
[2a] Hast du die Gebrauchsanweisung gelesen? Die hat man offenbar aus dem Japanischen „übersetzt“. Dieses Kauderwelsch versteht doch kein Mensch!
[2a] intransitiv Wie der Leutnant den Putschgeneral verhaften wollte, erbat der um einen kurzen Aufschub. Der junge Militär verstand, salutierte und ging aus dem Zimmer. Noch als er über die Türschwelle trat, hörte er schon den Schuss.
[2a] Manches von dem, was ich höre, verstehe ich nicht. Manches von dem, was ich verstehe, begreife ich nicht.
[2a] Ich verstehe, dass Menschen zuweilen so etwas Übles tun. Wie sie aber bewusst sich dazu entschließen können, begreife ich nicht.
[2a] Die Grundschulstudien der letzten Zeit zeigen, Viertklässler verstehen Texte noch schlechter als vor zehn Jahren.
[2b] „Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht.“
[2b] „Unter herkömmlichem Bodyflying verstehen Sportler das Reiten auf einem vertikalen Luftstrom, der von einem starken Gebläse generiert wird.“
[2c] Er versteht sich als Künstler.
[2c] „Das Arabisch-Jüdische Zentrum, in dem je zur Hälfte Araber und Juden tätig sind, versteht sich als Mittler der unterschiedlichen Kulturen, organisiert Festivals, Theaterspiele, Treffen zwischen jüdischen und arabischen Schülern.“
[2c] „Sie verstehen sich als Crème de la Crème der Gesetzeshüter - doch nun finden sie sich im Zentrum eines internationalen Skandals wieder.“
[2d] „Die Preise verstehen sich inklusive Frühstück und Minibar.“
[3a] Keiner versteht mich!
[3a] Sie sind die Einzigen, die mich verstehen.
[3a] Er fühlt sich von ihr nicht verstanden.
[3a] „»[…] Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.«“
[3b] Verstehen Sie Spaß?
[3b] Durchaus kann ich Ihre Erregung verstehen.
[3b] Ihnen werden keine Sonderrechte eingeräumt, das müssen sie schon verstehen.
[4] Sie verstand sich schon von frühester Jugend an sehr gut mit ihrer Mutter, mit ihrem Vater aber immer sehr schlecht, mit ihm hatte sie meistens Streit.
[5a] Sie versteht zu manipulieren.
[5a] Sie verstehen es, andere arbeiten zu lassen.
[5a] „Gichtrische Empfindungen werden jederzeit von einer Dissonanz der mechanischen Schwingungen begleitet – Leidenschaften mißhandeln die Lebenskraft – der überladene Geist drückt sein Gehäuse zu Boden – wie denn nun? – Wer es verstünde, dem Tod diesen ungebahnten Weg in das Schloß des Lebens zu ebnen? den Körper vom Geist aus zu verderben – ha! ein Originalwerk! wer das zu Stande brächte? – Ein Werk ohne Gleichen! – Sinne nach, Moor! – Das wär’ eine Kunst, die’s verdiente, dich zum Erfinder zu haben.“
[5b] Er versteht etwas vom Fotografieren.
[5b] Was versteht sie von Männern?
[5c] Sie versteht sich aufs Singen.
[5d] „Ich müsste mich schlecht auf den Barometer der Seele verstehen, oder der Herr Major ist in der Eifersucht schrecklich wie in der Liebe.“
[6] Sie konnten sich nicht zu einer Entschuldigung verstehen.
Redewendungen:
[2a] nur Bahnhof verstehen oder (veraltet) nur Bahnhof und Bratkartoffeln verstehen
[2a] jemandem etwas zu verstehen geben – aus bestimmten Gründen jemandem gegenüber etwas nur andeutungsweise mitteilen
[2a] sich von selbst verstehennicht ausdrücklich erwähnenswert sein; selbstverständlich sein
[2b] die Zeichen der Zeit verstehen – die derzeitige, gewisse zukünftige Entwicklungen betreffende Lage beziehungsweise Situation, den Gegebenheiten entsprechend, realistisch einschätzen, interpretieren
[5a] (umgangssprachlich) etwas nicht besser verstehen – etwas einzig aus Unbeholfenheit tun
Übersetzungen: Verb:

Worttrennung:
ver·ste·hen, Präteritum: ver·stand, Partizip II: ver·stan·den
Aussprache:
IPA [fɛɐ̯ˈʃteːən]
Bedeutungen:
[1] transitiv; umgangssprachlich, selten: seine Zeit durch bloßes Stehen unnütz verbringen
Herkunft:
Kompositum aus dem Präfix ver- und dem Verb stehen
Gegenwörter:
[1] vergehen, verlaufen, verrennen
Beispiele:
[1] Wir haben eine Stunde an der Vorverkaufskasse verstanden.
Übersetzungen:


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