Persilschein
Substantiv, m:

Worttrennung:
Per·sil·schein, Plural: Per·sil·schei·ne
Aussprache:
IPA [pɛʁˈziːlˌʃaɪ̯n]
Bedeutungen:
[1] umgangssprachlich scherzhaft: Schriftstück, mit dem bescheinigt wird, dass jemand sich nichts hat zuschulden kommen lassen; entlastendes Zeugnis (aus fremden Munde), im weitesten Sinne: etwas, das entlastet
Herkunft:
Bei dem Wort handelt es sich um ein nach 1945 aufgekommenes Kompositum aus dem Eigennamen des Waschmittels Persil® und dem Substantiv Schein. Der Eigenname bezieht sich auf die Vorstellung des Reinwaschens und nahm ursprünglich Bezug auf die Bescheinigung der Entnazifizierungsbehörde.
Synonyme:
[1] umgangssprachlich: Seelenspiegel mit Persil
Beispiele:
[1] „Ein reicher Onkel, der seinen Neffen unbedingt in seinem Betrieb brauchte, zahlte sogar 1200 Mark für den Persilschein der Wehrdienstbefreiung.“
[1] „Eine Kritik an der Entwicklung, die nicht auch Kritik am Kapitalismus ist, der auf ihrem Rücken gedeiht, liefe auf einen Persilschein für die Ausbeutung des Menschen wie der Natur hinaus.“
[1] „Eine der wenigen Ausnahmen bildet das Privatgutachten des Berliner Antisemitismusforschers Wolfgang Benz, der Karl Diehl Ende der neunziger Jahre offenbar einen ‚Persilschein‘ ausstellte, weil der Firmenpatriarch sich des Vorwurfs der Ausbeutung von Zwangsarbeitern erwehren mußte.“
[1] „Wir sind ja nicht mit leeren Köpfen gekommen, aber viele denken, dass sie als Migranten einen Persilschein haben.“
[1] „Zwar hat man Ethikkomitees zur Überwachung der Medikamententests eingerichtet, aber Sandhya Srinivasan, eine Aktivistin der Gesundheitsbewegung, ist überzeugt, dass sie nicht dem Schutz der Probanden dienen, sondern nur ‚Persilscheine‘ ausstellen sollen.“
[1] „Einer der grossen Schweizer Softwarehersteller für die Reisebranche hat den Myclimate-CO2-Rechner in sein Buchungssystem eingebaut, sodass FlugkundInnen beim Ticketkauf auf Knopfdruck auch gleich den klimatischen Persilschein mitbestellen können.“
[1] „Schon in den vorangegangen Krisen waren die meisten neuen Finanzberufe kollektiv und nicht im Einzelfall in Misskredit geraten: Analysten priesen Ramsch-Aktien als Renner an, weil die eigenen Bankhäuser daran verdienten; Rating-Agenturen sahen keine der letzten Krisen voraus; Wirtschaftsprüfer stellten Unternehmen mit maroden Bilanzen Persilscheine aus, weil sie diese gleichzeitig berieten; und Fonds-Manager kassieren Jahr für Jahr bis zu 3,7 Milliarden US-Dollar dafür, dass sie den Reichsten - zum Teil durch Enteignung Ärmerer - Renditen organisieren, die bis zum Zehnfachen über dem Wirtschaftswachstum liegen.“
[1] „Und so könnte das Abkommen am Ende nur eines gewesen sein: Ein Persilschein für Mugabe – und damit die Fortsetzung seiner Gewaltherrschaft, des wirtschaftlichen Niedergangs und des Leids in der Bevölkerung.“
[1] „Nur die EU-Kommission in Brüssel dürfe Unternehmen einen Persilschein ausstellen, wonach sie einen Markt nicht beherrschen, urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) laut einem am Dienstag veröffentlichten Urteil.“
[1] „Statt einer genauen Prüfung gab es hingegen einen ‚Persilschein‘ für die Atomkraftwerke.“
[1] „Einen Persilschein versuchen die Herausgeber Rumänien für den Menschenhandel zu erteilen.“
[1] „Landesrat Thomas Widmann hat zuerst das Postulat einer Ehrenerklärung eingebracht, wonach alle SVP-Abgeordnete künftig einen Persilschein in eigener Sache zu unterzeichnen haben.“
[1] „Einen Persilschein erhielt Ponta indes am Vortag von der Ethik-Kommission des Bildungsministeriums, die vor etlichen Wochen samt und sonders ausgetauscht und mit PSD-treuen Mitgliedern bestückt worden war.“
[1] „Die Erinnerung an Ahmad Shah Massoud ist noch immer stark verklärt, andere Milizenführer des Bürgerkrieges der 1990er Jahre bekleiden heute hohe Posten – ein Persilschein für die Menschenrechtsverbrechen der afghanischen Warlords.“
Übersetzungen:


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