Anilin
Substantiv, n:

Worttrennung:
Ani·lin, kein Plural
Aussprache:
IPA [aniˈliːn]
Bedeutungen:
[1] fachsprachlich (Chemie): farbloser, ölig-flüssiger Reinstoff, der in der Arzneimittel-, Farb- und Kunststoffproduktion von Bedeutung ist
Herkunft:
Die Bezeichnung geht zurück auf das altindische नील, den Namen der strauchartigen Indigopflanze (Indigofera tinctoria) beziehungsweise des daraus gewonnenen Farbstoffes, mit dem Stoffe dunkelblau gefärbt wurden (siehe »Lila«). Die Araber lernten die Pflanze über den Seehandel mit Indien und ab dem 7. Jahrhundert auch über Persien kennen und übernahmen die persische Bezeichnung نيل‎ (DMG: nīl) → fa für die Pflanze wie auch den Farbstoff in den Formen نِيل‎ (DMG: nīl) →ar als Kollektivum sowie نِيلَة‎ (DMG: nīla) →ar als Nomen unitatis. Der Indigoanbau verbreitete sich in den von ihnen beherrschten Gebieten bis ins heutige Marokko, da das Färbemittel als Kosmetikum und Textilfarbe gleichermaßen beliebt war. Die Spanier und Portugiesen, bei denen große Teile der Bevölkerung lange Zeit unter islamischer Herrschaft standen (siehe »Al-Andalus«) und die ab dem 13. Jahrhundert eigene Handelskontakte nach Nordafrika knüpften, übernahmen die arabische Bezeichnung samt assimiliertem Artikel النيل‎ (DMG: an-nīl) →ar in der seit dem 12. Jahrhundert bezeugten portugiesischen Form anil beziehungsweise in der für das 13. Jahrhundert bezeugten älteren spanischen Form anil (später añil). Nach Vasco da Gamas Fahrt um Afrika war der direkte Kontakt nach Indien hergesetllt. Portugiesen führten nun den Farbstoff in großem Umfang nach Europa ein. Dabei verbreitete sich auch die portugiesische Bezeichnung, die ab dieser Zeit in verschiedenen Sprachen auftaucht, unter anderem im Französischen (1582) und im Latein der Botaniker. Im Deutschen ist das Wort Anil, wenn auch relativ selten, vom Ende des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts bezeugt.
1826 gelang es dem Chemiker Otto Unverdorben bei der Kalkdestillation des Indigos eine Flüssigkeit zu gewinnen, die er Crystallin nannte; 1840 wurde sie von Carl Julius Fritzsche, der sie durch Erhitzen von Indigo und Kalilauge (siehe »Alkali«) erhalten hatte, Anilin (aus Anil und der terminologischen Endung -in) getauft.
Synonyme:
[1] Aminobenzol, Aminobenzen, Benzenamin, Benzidam, Phenylamin
Beispiele:
[1] „‚Der Deutsche kommt von seinen Universitäten, wie er einst aus seinen Wäldern getreten ist.‘ Radiographie und Präzisionsmaschinen und chemische Fabriken und Anilin und Diesel-Motoren — aber für den Franzosen haftet dem Deutschen etwas von einer ‚brute‘ an — einem unbehauenen Stamm.“
[1] „Ich wußte sehr wenig über die Eigenschaften des Anilins; aber es war zu spät, darüber nachzudenken.“
[1] „Anilin steht auch im Verdacht, dass es Krebs auslösen oder genetische Defekte verursachen kann.“
Übersetzungen:


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