Beduine
Substantiv, m:

Worttrennung:
Be·du·i·ne, Plural: Be·du·i·nen
Aussprache:
IPA [ˌbeduˈiːnə]
Bedeutungen:
[1] Ethnologie: arabischer Wüstenbewohner, der ein nomadisierendes beziehungsweise halbnomadisierendes Leben führt
Herkunft:
Das arabische Wort بَدْو‎ (DMG: badw) →ar bedeutet ‚(semiaride) Wüste‘ (vergleiche »Sahara«) und steht zumeist als Kollektivum für ‚Nomadentum‘ im Gegensatz zu حَضَر‎ (DMG: ḥaḍar) →ar ‚Sesshaftigkeit‘. Das von jenem abgeleitete Nomen agentis lautet بَدَوِيّ‎ (DMG: badawī; vulgärarabisch: bedewī) →ar und bezeichnet demnach einen ‚Nomaden, Wüstenbewohner‘. Auf dessen Pluralform بَدَوِيّون‎ (DMG: badawīyyūn; vulgärarabisch: bedewīn) →ar beruht wahrscheinlich die altfranzösische Form beduin (1090) ‚Arabe du désert‘, ab dem 13. Jahrhundert auch in der Form bedouin, die während der Kreuzzüge entlehnt und bei der Entlehnung wohl als Singularform aufgefasst wurde. Das moderne französische Wort bédouin wurde ins Deutsche übernommen, wo es seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zunächst in der Form Beduin bezeugt ist. In Daniel Sanders’ »Wörterbuch der deutschen Sprache« wird es dann 1860 erstmals in der Form »Beduine« mit der Bedeutung ‚in#in (Deutsch)|in die#Artikel|der Wüste umherschweifender Araber, Wüstensohn‘ genannt.
Vereinzelt wurde das Wort jedoch bereits Ende des 11. Jahrhunderts durch die Kreuzzüge in Europa bekannt und zu Anfang des 13. Jahrhunderts von einem deutschen Gelehrten (Magister Thietmar) in verschiedenen auf der Stammform Boidewin- fußenden Formen in dem von ihm in lateinischer Sprache verfassten Bericht einer Pilgerreise ins Heilige Land achtmal erwähnt. Dort heißt es:
„Solent eciam Sarraceni Boidewini ad locum illum illo tempore treugis interpositis accedere et alterutrum milicia exercere. Mirabiliter enim et artificiose sciunt equitare Boidewini.[…]Quodsi aliquis fefellerit et circulum hasta non transierit, ludibrio habitus ab omnibus, a magistro militum Boidewinorum pugno feritur in vituperium. Ubi milites Christiani Boidewinos iuxta curialitatem seculi solent honorare, ipsis eciam xenia sua conferentes.“
„Conduxit mihi eciam Boidewinos cum camelis usque ad montem Sinay, quia aliis non est via nota per desertum.[…]Ivo ergo ductoribus Boidewinis cum camelis per terram Edom, terram bonam et feracem.“
„Nullus enim invenire posset viam preter Boidewinos, quibus nota est provincia et per viam illam incedere consueverunt.“
„Latrunculi quoque, Arabes agrestes et Boidewini, quorum latrocinia timentur.“
Pfeifer und Tazi interpretieren die auf der Stammform Boidewin- fußenden Formen als ein mit lateinischen Endungen versehenes mittelhochdeutsches Wort.
Gegenwörter:
[1] Fellache
Beispiele:
[1] „عَوْق عَوْق‎ ʿôḳ! ʿôḳ! ruft der Beduine bei einer schlimmen Nachricht; wörtlich ‚Hemmung, Hemmung!‘ d. h. alle Hoffnung verloren! Es ist aus! O welch’ ein Unglück!“
[1] „Auch brachte die soziale Entwicklung im arabischen Volkskörper selbst eine Spaltung insofern hervor, als mit dem Aufkommen einer städtischen Zivilisation der armselige Beduine, dessen Arm doch in erster Linie das islamische Weltreich in seinem ersten Eroberungs- und Siegeszug errichtet und gestützt hatte, allmählich in den Hintergrund gedrängt wurde, und in seiner Armut, die ihm teils zur Bedürfnislosigkeit zwang, teils zur Habgier und Räuberei verleitete, dem Städter, soweit er ihm nicht Furcht einflößte, ein Gegenstand der Verachtung wurde, auf den er als Halbbarbaren hochmütig herunterzusehen lernte, wovon auch das Sprichwort einiges zu erzählen weiß; den höchsten Grad von Geringschätzung drückt es mit den Worten aus: Der B e d u i n e ist wie die Krätze, man darf nicht an ihn heran […]; überhaupt soll man ihn möglichst links liegen lassen: Öffne nicht des Beduinen Auge, dann brauchst du dich nicht (nachher) abmühen, es wieder zu schließen, d. h. ‚einen schlafenden Hund soll man nicht wecken!‘“
[1] „Die Nichtregierungsorganisation Adalah, welche sich für die Rechte der arabischen Minderheit in Israel einsetzt, beklagt darüber hinaus, dass die Beduinen betreffende Daten, nur ein negatives Bild dieser wiedergeben und dafür genutzt werden würden, die Beduinen als Bedrohung des Staates zu behandeln.“
[1] „Zu seinem Bedauern speise sich der Wortschatz des modernen Schriftarabisch vor allem aus dem Dialekt, den die Beduinen des Nejd (heute ein Teil Saudi-Arabiens) sprechen.“
[1] „Die meisten Tourguides sind jüdische Israelis, aber auch Palästinenser und ein Beduine sind im Team.“
[1] „Forscher haben in Jordanien Spuren einer 6000 Jahre alten Kultur gefunden. Ihre Vermutung: Mit Brunnen erschlossen die Beduinen erstmals fruchtbares Land in der Wüste.“
[1] „Als Araber, Beduine und wegen seiner sudanesischen Vorfahren schwarzhäutig, ist Tawatha in dreifachem Sinne Angehöriger einer Minderheit.“
[1] „Die Kultur der Beduinen ist durch die Entdeckung des Öls für immer ausgelöscht worden. «Ich bin ein Beduine!» – das war früher ein stolzes Bekenntnis. Nun erlebt Thesiger, dass ‚Beduine‘ ein Schimpfwort ist, das Fußgänger rücksichtslosen Fahrern zurufen.“
[1] „Die Beduinen, die fast 10% der muslimischen arabischen Bevölkerung Israels ausmachen, gehören zu etwa 30 Stämmen, die meist weit verstreut über ein großes Gebiet im Süden des Landes leben.[…]Die Beduinen sind ursprünglich Semiten, und stammen aus Saudi Arabien, von wo sie auf der Suche nach Weideplätzen weiter nach dem Norden zogen. Im Laufe der Geschichte kamen in Dürrezeiten immer wieder Beduinen aus der Wüste und versuchten, in besiedelte Gegenden vorzudringen. Dabei kam es wiederholt zu Kämpfen zwischen Beduinen und den Stadtleuten. Die halbnomadischen und die sesshaften Beduinen haben zu städtischer Zivilisation einen stärkeren Bezug als die wandernden Beduinen, die nur ein- bis zweimal im Jahr, für ganz kurze Zeit, besiedelte Ortschaften erreichen.[…]Beduinen leben hauptsächlich von der Viehzucht, u. a. züchten sie Dromedare, Schafe und Ziegen, für die sie in der Wüste und vor allem in den Randzonen der Wüsten Weideplätze suchen. In der Moderne wird die Lebensart der Beduinen zunehmend bedroht, u. a. durch feste Grenzziehungen, staatliche Programme zur Ansiedlung und die zunehmende Wasserknappheit. Die Arabisch sprechenden Beduinen sind nicht mit dem berbersprachigen Volk der Tuareg in Nordafrika zu verwechseln.“
Übersetzungen: Substantiv, f:

Worttrennung:
Be·du·i·ne, Plural: Be·du·i·nen
Aussprache:
IPA [ˌbeduˈiːnə]
Bedeutungen:
[1] veraltet: Nebenform von Beduinin
Beispiele:
[1] „Tunesischer Gerichtsspruch. Eine Beduine hatte eine Anzahl von Eiern, ein anderer eine Henne gekauft, und beide waren dahin überein gekommen, durch die Henne die Eier ausbrüten zu lassen, und die Kücklein darauf zu theilen.“
[1] „Phúdda war gleichfalls eine Aduene, und eine Nichte des berühmten Nimmer, Oberschechs von diesem Stamm : ihr Bruder hatte Achmeds Schwester gegen sie ertauscht, die hier jetzt zum Besuch war, und für eine Beduine recht hübsch war, obgleich sie auch einen Fehler am Auge hatte.“
[1] „‚Mein Fräulein,‘ so sagte er ihr, ‚als die holländische Regierung Sie an mich empfahl, glaubte ich, eine anständige Dame erwarten zu können, und nun, was muß ich sehen? Eine Beduine!‘ Der Agent stellte nun die Bedingung, Sie müsse sich europäisch kleiden, sonst würde er sie nirgends hinführen.“
Substantiv, f:

Worttrennung:
Be·du·i·ne, Plural: Be·du·i·nen
Aussprache:
IPA [ˌbeduˈiːnə]
Bedeutungen:
[1] früher: Kapuzenmantel für Damen, der dem Stil der arabischen Tracht nachgeahmt wurde
Beispiele:
[1] „Dort hängt eine Beduine, ein Prachtstück, ich bin ganz entzückt davon. Was meinen Sie? Das Ding kann nicht viel kosten.“
[1] „Glühend trat am anderen Morgen die glühende Sonne über den glühenden Wüstensand, die Krokodille bekamen Durst und stürzten sich in die Fluthen des Nil, während es bei Dragalj so heftig nebelte und regnete, daß sich Auersperg zurückzuziehen bemüßigt sah; ich warf eine Beduine um, die mir Suleika freundschaftlichst geliehen hatte, und ritt mein gewöhnliches Steckenpferd, dagegen Graf Beust einen Muli bestieg, der in geschwisterkindlicher Verwandtschaft zu dem Schimmel stand, den er bei der Königskrönung in Pest mit rother Schabracke so stolz getummelt hatte.“
[1] „Und hier, den Stoff für eine Beduine. Englischer Samt. Manchester nennt man’s.“



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