fahnden
Verb:

Flexion

Worttrennung:
fahn·den, Präteritum: fahn·de·te, Partizip II: ge·fahn·det
Aussprache:
IPA [ˈfaːndn̩]
Bedeutungen:
[1] (jemanden, etwas) polizeilich suchen (zwecks Verhaftung oder Beschlagnahme)
[2] übertragen: intensiv versuchen, (jemanden, etwas) ausfindig zu machen
Herkunft:
Es handelt sich um ein seit dem 8. Jahrhundert bezeugtes Erbwort aus althochdeutschem fantōn ‚durchforschen‘, dessen mittelhochdeutsche Formen vanden und vannenbesuchen, heimsuchen‘ lauteten (vergleiche mittelniederdeutsch vanden und vannenaufsuchen, besuchen, heimsuchen‘). All diese Formen gehen auf ein (nicht bezeugtes aber erschlossenes) westgermanisches Verb *fand-ō-suchen, erforschen‘ zurück, dem ebenfalls die altenglischen Formen fandian und fandiganuntersuchen, versuchen, prüfen‘, die altfriesischen Formen fandia und fondia sowie die altsächsische Form fandonversuchen, nachstellen, heimsuchen‘ entspringen, und das der (nicht belegten aber erschlossenen) indoeuropäischen Wurzel *pent(h)-treten, gehen, worauf treten, antreffen, prüfen‘ entstammt.
Die alt- und mittelhochdeutschen Formen stehen als Intensivbildung im Ablaut zum Verb finden.
Bis ins 16. Jahrhundert ist das Verb in der Bedeutung ‚besuchen‘ bezeugt. Erst im 18. Jahrhundert beziehungsweise gegen Ende des 18. Jahrhunderts erscheint es in der speziellen Bedeutung ‚polizeilich suchen‘ und ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Polizeisprache allgemein bekannt. Die neuhochdeutsche Laut- und Bedeutungsentwicklung (Dehnung des -a-) sowie Schreibung ist womöglich durch fahen, der älteren Form von fangen, bestimmt.
Beispiele:
[1] „Der Pöbel bekäm’ die Erlaubniß bald
Zu ſchimpfen ſtatt zu wedeln;
Die Polizei erhielte Befehl
Zu fahnden auf den Edeln.“
[1] „Als eine engliſche Parlamentsacte vom Jahr 1839 die engliſchen Kreuzer ermächtigte, auf verdächtige Portugieſiſche Sclavenſchiffe zu fahnden, wurde dieſelbe vielſeitig als eine völkerrechtswidrige Anmaßung Englands getadelt.“
[1] „Man hat nach den intellektuellen Urhebern des Abstimmungsergebnisses gefahndet.
[1] „All die Menschen, nach denen er fahnden mußte, hatte er immer für Feinde der Ordnung gehalten, so wie er sich die Ordnung vorstellte. Auch noch heute hielt er die Menschen, nach denen er fahndete, für die Feinde der Ordnung, wie er sich Ordnung vorstellte.“
[1] „Noch Jahre danach fahndete die Geheime Polizei des Volkes nach den Führern des Streiks und holte sie aus den Wohnungen, wo sie sich finden ließen in dem Glauben nicht schuldig zu sein.“
[1] „Gestern abend war sie bei mir, trostlos, verstört, ich bot ihr an, die Nacht in meinem Zimmer zu bleiben, ich warnte sie, in das Haus ihres Mannes zurückzukehren, dort zuerst würde die Polizei nach ihr fahnden, sie blieb meinen Worten taub.“
[1] „Die spanische und die chilenische Polizei fahndeten nach ihm in aller Welt.“
[1] „Die Tatsache, daß die totalitäre Geheimpolizei nicht mehr nach »verdächtigen Personen« fahndet, sondern »objektive Gegner« vernichtet, steht im engen Zusammenhang mit einer grundsätzlichen Änderung ihrer Stellung und Funktion im Machtapparat.“
[1] „Der Gerichtspräsident gab durch Ausruf und Anschlag bekannt, daß der berüchtigte Mädchenmörder, nach dem man fast ein Jahr lang gefahndet habe, endlich gefaßt und in festem Gewahrsam sei.“
[2] „Da bekam ich die so oft gehörte Antwort, daß wir Psychoanalytiker auch dort nach unbewußten Gründen fahnden, wo solche überhaupt nicht existieren, usw.“
[2] „‚[…] Aus dieſem Befund iſt die Unſolidität Ihres Wärmehaushalts nicht recht zu erklären, Mann; der Arzt ſieht ſich in die Notwendigkeit verſetzt, nach neuen Urſachen zu fahnden.‘“
[2] „»Kalt«, ſagte er dann, zog den Mantelkragen hoch, ſchüttelte ſich und fahndete nach einer Zigarette.“
[2] „Jeder neue Entlarvungsversuch gräbt in der gleichen Richtung nach einer noch ursprünglicheren Täuschungsquelle, verdächtigt jedes Gesicht als Maske und fahndet hinter allen Masken nach dem wahren Gesicht.“
[2] „»Ich weiß nicht. Ich glaube, der wird dringend gesucht, dein Doktor. Da, dein Cognac, und verdrück dich schnell, mindestens siebzehn alte und junge Weiber fahnden nach dir; rasch, da kommt wieder eine die Treppe herunter.«“
[2] „Robert schrieb drei Tage an seiner Hamburg-Reportage; zwischendurch fuhr er seine Frau in die Klinik, überwachte das Frühstück und die Schularbeiten seines Sohnes, beantwortete dessen Fragen nach dem Zusammenhang zwischen trockenem Schnee und nassen Füßen und stellte entschieden klar, daß zwischen der Grimmschen Knusperhexe und einer gewissen Nachbarin keinerlei Beziehungen bestünden, kochte einmal weiße Bohnen, und zwar so viel, daß es für drei Mahlzeiten reichte, nahm vierundzwanzig Telefongespräche entgegen, beantwortete nicht einen von sechs Briefen, suchte anderthalb Stunden nach seinem Fremdwörterlexikon und fand es schließlich im Kinderzimmer, wo es einer Großgarage als Fundament diente, fahndete drei Stunden nach Zitronenextrakt und fand keinen, rauchte zweiundsiebzig Zigaretten, über die seine Frau pro Stück zweiundzwanzig Worte machte, die alle wie Lungenkrebs klangen, besuchte eine Mitgliederversammlung des Journalistenverbandes und eine der Parteiorganisation des gleichen Verbandes, hörte in beiden annähernd das gleiche, wurde jedoch in der einen mit Kollege und in der anderen mit Genosse angesprochen, und schrieb bei alledem genau zwölf Seiten à dreißig Zeilen über die Hochwasserfolgen in Hamburg.“
[2] „Da sich der Bestand von Gesellschaften oder sozialen Teilsystemen bisher nicht problemlos feststellen läßt, hat die theoriestrategische Wahl des Begriffs der Systemrationalität eine Entscheidung zwischen (mindestens) drei Alternativen zur Folge: entweder normativistisch zu verfahren, d. h. Grenzen und Zielzustände des untersuchten sozialen Systems festzusetzen (dafür bietet die organisationssoziologische Forschungspraxis Beispiele; hierzu gehört aber auch Etzionis Konzept einer »aktiven Gesellschaft«, das sich auf postulierte Grundbedürfnisse stützt); oder radikal-funktionalistisch zu verfahren, d. h. in einem gegebenen Kontext unter beliebig variierten Bezugspunkten nach funktionalen Äquivalenzen zu fahnden (Luhmann); oder schließlich die sozialwissenschaftliche Anwendung der Systemtheorie abhängig zu machen von einer (erforderlichen) Theorie der sozialen Evolution, die eine nicht-konventionelle Bestimmung von Entwicklungsniveaus und damit von Grenzwerten identitätsbedrohender Systemänderungen erlauben soll.“
[2] „Er fährt durch die Straßen, als fahnde er nach einem Todfeind.“
[2] „So fahnde er eigentlich nach der eigenen Zeit.“
Übersetzungen:
  • englisch: [1] je nach Kontext: to hunt for (somebody), to launch, spark a manhunt for (somebody), to search for (somebody, something), to try to trace (something), [2] je nach Kontext: to hunt for (something), to look for (somebody, something), to search for (somebody, something)
  • französisch: [1] rechercher (quelque chose, quelqu’un); [2] chercher (quelque chose, quelqu’un), rechercher (quelque chose, quelqu’un)
  • italienisch: [1] ricercare
  • portugiesisch: [1, 2] procurar (por alguém, alguma coisa)
  • spanisch: [1, 2] buscar (algo, a alguien)



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