Balkon
Substantiv, m:

Worttrennung:
Bal·kon, Plural 1: Bal·kons, Plural 2: Bal·ko·ne
Aussprache:
IPA
Bedeutungen:
[1] Architektur: Teil eines Gebäudes, der als Plattform ins Freie hinausragt und von halbhohem Mauerwerk oder Ähnlichem umrandet ist
[2] Architektur: erstes erhöhtes, emporeartiges Stockwerk im Zuschauerraum eines Theaters, Kinos oder Konzertsaals mit Sitzplätzen
[3] umgangssprachlich salopp: großer, üppiger Busen
[4] umgangssprachlich: in einem Personenkraftwagen zwischen Rücksitz und Heckscheibe gelegene Ablage (über dem Kofferraum)
Herkunft:
[1] Das Substantiv wurde Ende des 17. Jahrhunderts aus französischem balcon entlehnt, das seinerseits aus italienischem balconeSöller; Gerüst; Balkon‘ stammt, einem Augmentativum zu italienischem balco, das germanischen Ursprungs ist und wohl im Sinne von ‚Balkengerüst‘ zu dem unter Balken behandelten germanischen Wort (althochdeutsches balkoBalken‘ = erschlossenes langobardisches *balkoBalken‘) gehört.
[2] Die Bedeutung ist seit dem frühen 18. Jahrhundert bezeugt.
[3] Diese ab 1900 (Anfang des 20. Jahrhunderts) bezeugte umgangssprachliche Bedeutungsübertragung setzt den Busen mit dem ‚Vorbau‘ an einem Haus gleich.
[4] Diese ab 1955 bezeugte umgangssprachliche Bedeutungsübertragung verweist gewissermaßen auf einen ‚Vorbau‘ nach hinten.
Synonyme:
[3] umgangssprachlich: Apparat, Atombusen, Atompilze, Ballon, Ballonbusen, Bavariatitte, Brustwerk, Donnerbusen, Geschwollbusen, Holzvorrat, Karrierekurven, fester Kasten, stramme Kiste, wuchtige Kiste, stramme Knödel, abendfüllende Konturen, Krachkurven, scharfe Kurven, Luftballon, Milchgebirge, Mordsbusen, strammer Oberbau, Protztitten, Reizwellen, Scheinwerfer, Schwellkurven, Silhouettentitten, Tittenwerk, Überbrett, Veranda, Vorbau, stramme Weste
[3] umgangssprachlich: zwei schöne Augen, Dampf hinter der Bluse/Dampf in der Bluse, Holz vor der Hütte/Holz vor der Tür/Holz bei der Herberge/Holz vor dem Haus, Musik in der Bluse, ein kolossales Repertoire
[4] Heckablage, Hutablage
[4] fachsprachlich: Ablageboden, Kofferraumbrücke
Gegenwörter:
[2] Parkett
Beispiele:
[1] Viele Leute legen in Hotels Wert darauf, dass sie vom Balkon aus eine gute Sicht haben.
[1] „Manchmal ſieht man Berlinerinnen auf ihren Balkons ſitzen.“
[1] „Zwischen den einzelnen Balkonen wurden politische Streitigkeiten mit einer durch die nächtliche Stunde verstärkten Erregung ausgetragen.“
[1] „Sie sahen vom Balkon aus den Park, der noch kahl und licht die Bewegung der jenseitigen Straße durchließ, zur Seite hohe Kräne über Gerüstgitter geknickt und vor dem Park die leere Fahrbahn an der breiten Gartenfläche, aus deren dünnem Grasschimmer die Scheinwerferblöcke schräg empor starrten gegen den schmal gebogenen Hausring; nachts wurde er beleuchtet und saß mit roten Sandsteinlaibungen und dicklichen Erkervorbauten im Licht wie ein zu früh gealtertes Denkmal.“
[1] „Bevor ich Leo anzurufen versuchte, humpelte ich auf den Balkon, um einen Blick auf meine Heimatstadt zu werfen. […] Ich atmete in vollen Zügen oben auf meinem Balkon die Bonner Luft, die mir überraschenderweise wohltat: als Luftveränderung kann Bonn für Stunden Wunder wirken. Ich ging vom Balkon weg, ins Zimmer zurück und wählte, ohne zu zögern, die Nummer des Dings, in dem Leo studiert.“
[1] „Die Gelegenheit für dieses Bild wird sich Ecke Magdeburger Straße - Heeresanger neben dem polnischen Studentenheim, also in der Wohnung der Bronskis ergeben haben, denn es zeigt den Hintergrund eines sonnenbeschienenen, mit Kletterbohnen halb zugerankten Balkons solcher Machart, wie sie nur den Wohnungen der Polensiedlung vorklebten.“
[1] „Kahle, fensterlose Brandmauern und steile, vielstöckige Hinterhöfe mit kramigen Balkons reckten sich zu beiden Seiten der Bahnlinie auf.“
[1] „Sah damals mit meinem fünfjährigen Kindergesicht über die Brüstung des Balkons hinweg auf sie herab, aber wußte noch nicht, daß sie zum Erschießen geführt wurden, daß ich keinen von ihnen jemals kennenlernen würde.“
[1] „Auf den Balkonen in der Nachbarschaft sieht man Frühaufsteher.“
[1] „Die neuen Häuser haben Balkone, dunkle Gassen sind die Ausnahme.“
[1] „Ihre Eineinhalbzimmerwohnung hat sogar einen Balkon mit Blick über Tauroggen - doch der nützt ihr kaum etwas.“
[1] „Sie setzt sich an ein Fenster und verflucht die Landschaft, die Bahnsteige, auf denen Gruppen Jugendlicher herumhängen, die kahlen Häuser, die Balkone, die feindseligen Visagen der Sicherheitsbeamten.“
[2] Wir haben uns die Vorstellung vom Balkon aus angeschaut.
[2] „Und die Loggia über dem Portal und ein Balkon des Theaters ist angefüllt mit hundert kreischenden Menschen, die sich widersinnig bewegen - wie Gespenster, an die man nicht glauben kann.“
[2] „Thur Himmighoffen, der nun in Braunschweig amtierende Direktor, führte mein dramatisch-undramatisches Jugendwerk ›Fiorenza‹ auf, und da es den Platz A nicht mehr gab, wohnte ich im Balkon der Aufführung bei, an der es bestimmt nicht lag, wenn das Stück langweilte.“
[2] „Schauspieleralptraum: Auf der Bühne stehen, Stück nicht kennen, Text vergessen, nie gekonnt. Theater war Nudelbrett, Parkett erste Reihe gleich an der Rampe, dahinter schmales Handtuch, ohne Balkons und Ränge.“
[3] Im Dirndl kam ihr Balkon richtig zur Geltung.
[3] „Sie lacht aus voller Brust, und gegen den Balkon kommt nicht mal Hoppedietz’ Verlobte an mit ihrer prallen Bluse.“
[3] „Das Münchner Oktoberfest gibt uns in jedem Jahr die Möglichkeit, unseren ‚Balkon‘ optimal in Szene zu setzen.“
[4] „Im Fond schlief ein älterer Mann, und auf dem Balkon hinter der Heckscheibe lag ein Buch, dessen Rücken altvertraut aussah.“
Redewendungen:
[1] umgangssprachlich: auf den Balkon reisen
[1] umgangssprachlich salopp: Balkon über der Pissbude, Balkon überm Pisshaus, Balkon überm Pissoir
[1] umgangssprachlich: jemandem eine an den Balkon geben, dass die Blumentöpfe wackeln
[1] umgangssprachlich: nicht alle auf dem Balkon haben
[2] Balkon nehmen
Übersetzungen:


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