Stolperstein
Substantiv, m:

Worttrennung:
Stol·per·stein, Plural: Stol·per·stei·ne
Aussprache:
IPA [ˈʃtɔlpɐˌʃtaɪ̯n]
Bedeutungen:
[1] (aus dem Pflaster ragender, auf dem Gehweg liegender) Stein, über den jemand stolpern kann; Pflastersteinplatte, die uneben im Gehweg liegt und so eine potenzielle Gefahr zu stolpern darstellt
[2] etwas, durch das die Verwirklichung eines Vorhabens, das Erreichen eines Ziels oder dergleichen leicht scheitern beziehungsweise das jemandes gute Ansehen ruinieren kann
[3] mit einer Messingplakette bestückter Pflasterstein, der zum Gedenken an eine/n während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgte/n, ermordete/n, deportierte/n, vertriebene/n oder in den Suizid getriebene/n Mitbürger/in (Juden, Sinti und Rom#Substantiv, m|Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Behinderte) vor dessen/deren früherem Wohnhaus in den Gehweg eingelassen und mit den Daten des Opfers versehen ist
Herkunft:
  • strukturell:
Determinativkompositum, zusammengesetzt aus dem Stamm des Verbs stolpern und dem Substantiv Stein
[3] Die seit Anfang des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts in Gebrauch gekommene Bezeichnung Stolperstein in der hier gemeinten Bedeutung greift die bildhafte Bedeutung [2] von ‚Schwierigkeit, Hürde‘ auf und reaktiviert quasi die wörtliche Bedeutung des Grundwortes Stein, während das Bestimmungswort stolpern seine übertragene Bedeutung behält. Der Stein lässt den Fußgänger nicht im eigentlichen Sinne stolpern, fordert aber zum Innehalten auf.
Beispiele:
[1] „Übermütig kickte er einen Stolperstein vom unkrautfreien Kiesstreifen und wiederholte das alte Spielchen, die letzten dreißig Meter mit geschlossenen Augen auf sein Eigenheim zuzusteuern, von Schritt zu Schritt ein wenig unsicherer werdend, ob er vom Weg abkommen und schmerzhaft gegen den Zaun laufen würde.“
[1] „Die Stadt Jülich investiert in unsere Infrastruktur, in Schulen, Kanäle und Tiefgarage - und muss auch die Baustelle Innenstadt reparieren, weil hier an manchen Stellen das Pflaster bröckelt und Stolpersteine hinterlässt, von der Optik und ihrer Wirkung auf Bewohner und Besucher ganz zu schweigen.“
[1] „Immer mehr Pflaster lockern sich und werden zu Stolpersteinen.
[1] „An einigen Stellen bleibt Wasser stehen, das Pflaster ist wellig, vor dem Penny-Markt gibt es Stolpersteine.
[1] „Auch der Wiesenhofweg stehe auf der Agenda, weil das Pflaster dort durch die Wurzeln schon viele Stolpersteine enthält.“
[1] „Lkw, die dort Hackschnitzel anfahren, werden dann - wie Bauamtsleiter Kurz erklärte - nicht mehr das Pflaster lösen und zu Stolpersteinen machen.“
[2] Seit dem Projektstart haben wir schon etliche Stolpersteine aus dem Weg räumen können.
[2] Ihr mangelnden Englischkenntnisse erwiesen sich als wahrer Stolperstein für ihre Karriere am Institut.
[2] „Nur ein paar hundert Meter östlich der neuen Karl-Marx-Allee hatte das vormals Neue seine sichtbarsten Spuren hinterlassen - gebautes Unbehagen an der durchgreifenden Modernisierung der Lebensverhältnisse, wie man nun befand; tastender, noch halbblinder Aufbruch; marmorner Stolperstein der städtischen Moderne.“
[2] „Neben dem Werkunterricht in den Anstalten zielten die Pläne vor allem auf die berufliche Ausbildung in Form einer individuellen Unterweisung als Lehrling bei einem Meister, wobei die äußeren Bedingungen in den ersten Jahren Stolpersteine waren, da viele christliche Handwerker sich immer noch weigerten, jüdische Lehrlinge aufzunehmen und es vieler Überredungskünste und beträchtlicher Geldsummen bedurfte, sie umzustimmen.“
[2] „Doch noch gebe es auch in der Schweiz einige Stolpersteine auf dem Weg zu einer flächendeckenden, artgerechten Tierhaltung.“
[2] „Schön nachzulesen ist der Einklang der porträtierten Frauen mit sich selbst, bedenkenswert die Kraft von weiblichen Vorbildern, eindrücklich der Durchhaltewille, denn die dargestellten Lebenswege sind voller Stolpersteine.
[2] „Die Integration von Zuwanderern in Deutschland macht Fortschritte und ihr Bildungsniveau steigt - dennoch haben Migranten einer Studie zufolge weiter mit Stolpersteinen zu kämpfen.“
[3] „In Köln hinterließ Demnig unter anderem eine ‚Steinspur‘, die an die Deportation der Sinti und Roma erinnern soll. Mit den ‚Stolpersteinen‘ möchte er nun ‚das Gedenken an die Orte bringen, an denen das Grauen seinen Anfang genommen hat‘.“
[3] „Im Pflaster soll ein so genannter Stolperstein für Martha Liebermann gelegt werden, die sich 1936, vor ihrer bevorstehenden Deportation ins KZ, das Leben nahm.“
[3] „An mehreren Stellen in der Frankfurter Straße erinnern ins Pflaster eingelassene Stolpersteine an die früheren jüdischen Bürger.“
[3] „Sorgsam mußte er die Füße setzen, um nicht an einem der vielen »Stolpersteine« tatsächlich ins Stolpern zu geraten. »Stolpersteine« war die offizielle Bezeichnung dieser kleinen goldfarbenen Gedenksteine.“
[3] „Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas.“
Übersetzungen:


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