Synagoge
Substantiv, f:

Worttrennung:
Sy·n·a·go·ge, Plural: Sy·n·a·go·gen
Aussprache:
IPA [ˌzynaˈɡoːɡə]
Bedeutungen:
[1] Ort (Raum oder Gebäude), an dem sich die jüdische Gemeinde zum Gebet und zur Unterweisung versammelt
[2] die an dem unter [1] beschriebenen Ort zusammenkommende, sich versammelnde jüdische Gemeinde
[3] (die örtliche, religiöse) jüdische Gemeinde
[4] kein Plural: Gesamtheit der jüdischen Kultusinstitution
[5] kein Plural; Kunstwissenschaft: (zusammen mit der Ecclesia dargestellte) Allegorie des Alten Testaments, das heißt des Judentums, in Gestalt einer Frau mit verbundenen Augen, zerbrochenem Stab in der Hand und niederfallender Gesetzestafel
Herkunft:
Diese Bezeichnung für die gottesdienstlichen Versammlungsstätten der Juden ist seit mittelhochdeutscher Zeit bezeugt, in der sich ab dem 13. Jahrhundert die Formen sinagoga, sinagoge, synagoga sowie synagoge belegen lassen. Im Althochdeutschen wurden sie zumeist noch durch einheimische Bezeichnungen wie samanungaVersammlung‘ oder thinc wiedergegeben. Die mittelhochdeutschen Formen entstammen gleichbedeutend kirchenlateinischem synagoga, das seinerseits übernommen wurde aus (neutestamentlich-)griechischem συναγωγή ‚Versammlung, Vereinigung‘, das im Neuen Testament und bei den Kirchenvätern auch die spezielle Bedeutung ‚Versammlungsort die#Artikel|der jüdischen Gemeinde‘ annahm. Das griechische Wort gehört strukturell zu dem Verb συνάγω ‚zusammenführen, zusammenbringen, versammeln‘, einer Bildung aus σύν ‚zusammen‘ (vergleiche »syn-«) und ἄγω ‚führen, treiben‘ (vergleiche »Achse«). Etymologisch handelt es sich jedoch bei συναγωγή in jener Bedeutung um eine Lehnübersetzung des hebräischen Ausdrucks בֵּית הַכְּנֶסֶת‎ (CHA: bēyṯ hak-knæsæṯ) → he beziehungsweise des aramäischen Ausdrucks 𐡁𐡉 𐡊𐡍𐡉𐡔𐡕𐡀 (CAL: bēḵneštā) → arc , die beide wörtlich ‚Versammlungshaus‘ bedeuten.
Synonyme:
[1] Bethaus, Proseucha, Tempel
[1] veraltet: Judenschule
[1] jüdisch familiär: Schul/Schule
[2, 3] jüdisch familiär: Kal, Kahel, Kohl
[2, 3] jüdisch familiär, landschaftlich (rheinfränkisch: Frankfurt am Main; badisch): Kille/Khille
[4] landschaftlich (elsässisch): Medine
Gegenwörter:
[1–4] Kirche, Moschee
[5] Ecclesia
Beispiele:
[1] In Deutschland müssen noch immer Synagogen polizeilich bewacht werden.
[1] „Er hatte mit angesehen, wie völkische Truppen unter Führung des Standartenführers Klein aus Heilbronn den Ort besetzten, die Synagoge umstellten, den Gottesdienst - es war ein Samstag - unterbrachen. Sie trieben die Männer aus der Synagoge und schlossen die Frauen dort ein, ohne ihnen zu sagen, was weiter mit den Männern geschehen würde. Die Männer brachten sie aufs Rathaus und untersuchten sie »auf Waffen«. Warum die Männer zum samstäglichen Gottesdienst in die Synagoge Waffen mitgenommen haben sollten, blieb unerfindlich.“
[1] „Brandanschläge auf Synagogen und Ausländerheime, Morde an Obdachlosen und Ausländern haben die rechte Szene wieder ins Gespräch gebracht.“
[1] „Ihr habt sie doch brennen sehen, die Synagogen, die Häuser, klirren hören die Fensterscheiben, splittern das Holz der Türen, Balken, die Schreie der Geschlagenen gehört, die Demütigungen, ach Vater, ihr habt es doch alle gewußt!“
[1] „Der letzte Besuch einer Synagoge lag so weit zurück, daß sie sich nicht einmal mehr an das Jahr erinnern können.“
[1] „Auf dem Platz vor der Synagoge warteten Kutschen.“
[1] „Ebenfalls aus der Synagoge stammen Fragmente der Bima mit Graffiti.“
[1] „Hier stand die größte Synagoge Warschaus, gebaut dann und dann, gesprengt dann und dann, dazu ein Foto.“
[2] „Dort hat eine ganze Synagoge für mich gebetet.“
[2] „Dann lief die Braut vorne beim Altar um eine Art Zelt herum, siebenmal, am Ende zertrat der Bräutigam Glasscherben, und die ganze Synagoge rief «Masel tov!» - viel Glück!“
[3] „Jüdische Mitbürger blieben auch in Sötern nicht vor der Verfolgung durch die Nazis verschont. Die örtliche Synagoge wurde vernichtet.“
[4] „Das Studium Descartes’ und der Naturwissenschaften vollendete den Bruch mit der Synagoge, den man umsonst durch Bestechung und Drohungen, ja durch einen Mordversuch zu hindern suchte.“
[4] „Historisch gesehen, hat der Tempeluntergang letztlich die Trennung zwischen Synagoge und Kirche befördert und verfestigt.“
[5] „Seit dem 9. Jahrhundert versinnbildlichen Synagoge und Ecclesia in der christlichen Kunst das Verhältnis zwischen dem Alten und dem Neuen Bunde.“
Übersetzungen:


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