Couscous
Substantiv, m, n:

Worttrennung:
Cous·cous, Singular 2: Cous·cous, Plural: Cous·cous
Aussprache:
IPA [ˈkʊskʊs], auch: [ˈkuskus], [ˈkusˈkus], Singular 2: [ˈkʊskʊs], auch: [ˈkuskus], [ˈkusˈkus]
Bedeutungen:
[1] Gastronomie: ein nordafrikanisches Nahrungsmittel, das aus in Wasserdampf gegartem und zu Kügelchen zerriebenem Hirse-, Gersten- oder Weizengrieß besteht und zumeist Bestandteil sehr vieler unterschiedlicher Gerichte ist, die verschiedene Gemüse (Karotten, Kichererbsen, Kohl, Kürbisse, Tomaten, Zucchini und weitere) und oft auch separat gekochte Fleischsorten (vor allem Hammelfleisch, aber auch Geflügel, Rind) oder Fisch enthalten
Herkunft:
Es existieren zwei Hypothesen über die Herkunft des Wortes, wobei die erste von einer Herkunft aus dem Arabischen ausgeht. In den letzten Jahrzehnten stellten einige Linguisten eine weitere Hypothese auf, nach der das Wort dem Berberischen entstamme. Im Folgenden sind beide aufgeführt:
  • Der ersten Hypothese nach wird das arabische Wort كُسْكُسو‎ (DMG: kuskusū) →ar mit dem Verb كَسْكَسَ‎ (DMG: kaskasa) →arzerreiben, zerstoßen; pulverisieren‘ in Verbindung gebracht. Anhänger dieser Hypothese bringen vor, dass dieses morphologisch zu einer äußerst kleinen Kategorie von Verben gehören soll, die (in der arabischen Konsonantenschrift) aus vier Schriftzeichen bestehen, wobei diese durch das, was Henri Fleisch „die Wiederholung eines biliteralen (zweibuchstabigen) Elements“ («la répétition d’un élément bilitère») nennt, aus einem anderen Wort mit dreibuchstabiger Wurzel gebildet wurden. Henri Fleisch nennt unter anderem folgendes Beispiel zur Verdeutlichung: Das Verb فَخْفَخَ‎ (DMG: faḫfaḫa) →ar ‚prahlerisch sein#Hilfsverb|sein, prahlen‘ soll demnach mit seiner doppelten biliteralen Konsonantenabfolge /fḫfḫ/ nach dem Verb فَخَرَ‎ (DMG: faḫara) →arsich rühmen (mit#mit (Deutsch)|mit eine#Artikel|einer Sache), prahlen (mit#mit (Deutsch)|mit etwas); stolz sein#Hilfsverb|sein (auf etwas, jemanden); (mit#mit (Deutsch)|mit jemandem) an Ruhm wetteifern, sich (bei#bei (Deutsch)|bei jemandem eine#Artikel|einer Sache) rühmen; hochmütig sein#Hilfsverb|sein; ausgezeichnet, vorzüglich finden‘ gebildet worden sein, wobei in diesem Fall die zwei ausdrucksstärksten Konsonaten /f/ und /ḫ/ gewählt und /r/ fallen gelassen wurden. Dieser Hypothese nach soll nun auch das Verb كَسْكَسَ‎ (DMG: kaskasa) →ar nach diesen morphologischen Regeln der arabischen Grammatik gebildet worden sein, was beweisen solle, dass es arabischen Ursprungs sei. Genau das ist jedoch nicht belegt: Das Verb findet sich in keinem der klassisch-arabischen Wörterbücher, geschweige denn in irgendeinem anderen antiken Wörterbuch. Es taucht erst in modernen Wörterbüchern auf, frühestens in denen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Des Weiteren lässt sich keine Wurzel erschließen, auf der das Verb zurückgeführt werden könnte. All dies wirft wiederum die Frage auf, ob es nicht womöglich von einer Fremdsprache ins Arabische entlehnt wurde. Schließlich gibt es auch zahlreiche Beispiele für vierbuchstabige Verben, die durch Lehnformung gebildet wurden; moderne Lehnformungen sind zum Beispiel تَلْفَنَ‎ (DMG: talfana) →artelefonieren/telephonieren‘ und رَسْكَلَ‎ (DMG: raskala) →arrecyceln/recyclen‘. Wenn es also eine Entlehnung gab, so müsse sie jedoch sehr früh erfolgt sein, denn die ersten Belege für Couscousgerichte gehen zurück auf das 11. Jahrhundert.
  • Genau an dieser Krux setzt die zweite Hypothese an, nach der die Wortgeschichte ihren Anfang in der Berbersprache genommen haben soll, auch wenn die genaue Wortbildung noch immer einige Unklarheiten aufweist. Die Bezeichnung für »Couscous« ist unter der Grundform ⵙⴽⵙⵓ und zahlreicher lokaler Lautformen nahezu in jedem algero-marokkanischen Berberdialekt nachweisbar (vergleiche ⵙⴽⵙⵓ im Kabylischen; ⵙⴽⵙⵓ im Taschelhit und so weiter). In den Berberdialekten der Sahara, dem Tamaschek, findet sich hingegen eine leicht abgewandelte Form: ⴾⵙⴾⵙⵓ. Allein die geographische Verteilung dieser Wortformen soll bereits ein sehr starkes Indiz für einen lokalen, auf das Gebiet des Berberischen begrenzten Ursprung sein. Das Wort weist auch ein bemerkenswertes morphologisches Merkmal für ein berberisches Nomen auf: das Fehlen des Anfangsvokals a-. Nun soll dieses Merkmal, abgesehen bei Fremdwörtern, ein klares Indiz für einen Archaismus sein, der typisch für einige Nomina ist, die auf etwas Unzählbares, Unzerlegbares verweisen. Ein weiteres Indiz für die Zugehörigkeit des Wortes auf lexikalischer Ebene soll in der Tatsache liegen, dass es nicht isoliert heraussteht, sondern sich im Bereich des Nordberberischen in ein sehr präzises und stabiles Wortfeld eingliedert, in welchem sich zwei sinnverwandte Wörter belegen lassen:
  1. ⴰⵙⴽⵙⵓⵜ (strukturell: a-seksu-t) ‚Couscoussier, Couscoussière‘: Auf morphologischer Ebene besitzt das Wort ein Ableitungsmorphem (Suffix) -t, das, auch in diesem Fall, ein klares Indiz für eine sehr frühe Wortentstehung sein soll.
  2. Das Substantiv ⴱⵔⴽⵓⴽⵙ und dessen weibliche Wortform ⵜⴱⵔⴽⵓⴽⵙⵜ ‚grobkörniger Couscous‘ sowie das Verb ⴱⵔⴽⵓⴽⵙ ‚grobkörnig sein#Hilfsverb|sein‘.
Das Wort ⴱⵔⴽⵓⴽⵙ besitzt den im Berberischen allgemein üblichen Augmentativpräfix ber-. Somit lasse sich das Wort in eine Grundform zerlegen, wobei es sich bei der Komponente kukes höchstwahrscheinlich um eine Reduplikation handeln solle. Demnach lasse sich eine Wurzel *KS erschließen, die der Ursprung aller genannten Wortformen sein könnte. Die Tamaschek-Form ⴾⵙⴾⵙⵓ soll im Übrigen die Annahme dieser Wurzel bekräftigen, da die Form ebenfalls als eine Reduplikation dieser zweibuchstabigen Wurzel bestimmt werden könne. Eine weitere Bekräftigung der Annahme dieser Wurzel soll sich in der Existenz eines im Tamaschek-Dialekt Ghadames bezeugten Präfixverbs ⵙⴾⵙⴾⵙ ‚Couscous formen‘ (strukturell: s-keskes) zeigen. Unter Vorbehalt einer eingehenderen lexikographischen Überprüfung scheine die Wurzel *KS synchronisch keine unmittelbare Erscheinungsform zu besitzen. Sie erscheine nur in Ableitungen teilweiser oder vollständiger Reduplikation (KS > ksks; *KS > kukes ; *KS > sksu). Die Form ⵙⴽⵙⵓ könne im Grunde eine (faktitive/instrumentale) Präfixableitung zu der Wurzel *KS sein; demnach müsse man es strukturell als s-ksu bestimmen. Der Hauptverteter dieser Hypothese, Salem Chaker, bezeugt für das Kabylische ein in den bestehenden Wörterbüchern nicht angeführtes Adjektiv wohl gerollt, wohl geformt‘, das dazu berechtigen könnte, der Wurzelform eine Bedeutung ‚wohl gerollt; gerundet‘ und so weiter zuzumessen. Die einzige Unklarheit bleibe also die präzise Morphologie von ⵙⴽⵙⵓ, allerdings würden eine ganze Kette von Indizien und Daten die Hypothese eines lokalen, sehr frühen berberischen Wortursprungs bekräftigen.
Gegenwörter:
[1] Bulgur
Beispiele:
[1] „‚Was für ein Genießer bin ich‘, wunderte er sich selbst und schwelgte über Köstlichkeiten wie ‚Datteln und Hammelbraten oder Couscous mit Pfefferminztee marokkanischer Art, ganz frisch‘.“
[1] „Eine Anwältin nordafrikanischer Herkunft etwa musste sich die Fragen gefallen lassen, wie oft in der Woche sie Couscous esse, ob sie häufig nach Marokko fahre, aus welchen Nationalitäten sich ihr Freundeskreis zusammensetze und welche Zeitungen sie lese.“
[1] „»Eines Tages lag eine schwere Hungersnot über dem Land, in dem die Berber lebten. Die Engel im Himmel sahen zu, wie die Menschen verhungerten, und vor lauter Mitgefühl fingen sie an zu weinen. Als ihre Tränen auf die Erde fielen, wurden daraus kleine Getreidekörner – so kam der Couscous in die Welt.« Diese kleine Geschichte ist verwandt mit der biblischen Legende vom Manna in der Wüste.[…]Couscous ist grober Hartweizengrieß, der mit Salzwasser gemischt und so lange gerieben wird, bis die einzelnen Körnchen annähernd rund sind – dadurch bekommt er seine besondere Struktur.“
[1] „Über deren Holzkohlefeuern drehen sich kleine Spieße, die mit Couscous und Gemüse serviert werden. Ein marokkanisches Sprichwort lautet: ‚Jedes Körnchen Couscous steht für eine gute Tat.‘“
Übersetzungen:


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