Hebamme
Substantiv, f:

Worttrennung:
Heb·am·me, Plural: Heb·am·men
Aussprache:
IPA [ˈheːpˌʔamə], [ˈheːˌbamə]
Bedeutungen:
[1] früher kundige, heutzutage an einer speziellen Lehranstalt ausgebildete und staatlich geprüfte Frau, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt, während des Wochenbetts und der Stillzeit die werdende beziehungsweise frischgebackene Mutter berät, betreut und ihr Hilfe leistet
[2] Gerät, mit dem Korken aus einer Flasche gezogen werden
[3] Gerät, mit dem sich Flaschen mit Kronenkorken-Verschluss öffnen lassen
[4] Assistent eines Regisseurs
Herkunft:
[1] Bei dem auf das deutsche Sprachgebiet beschränkten Ausdruck handelt es sich um ein seit dem 9. Jahrhundert bezeugtes Erbwort, dessen althochdeutsche Formen heviana, hevianna, hevanna sowie hevamma lauteten. Diese leben mundartlich heute noch fort (hebane und so weiter). Die Herkunft des Zweitglieds -anna ist dunkel. Vermutlich sind die Formen einerseits aus dem unter heben dargestellten Verbalstamm, der sich offenbar auf das Hochheben des Kindes unmittelbar nach der Geburt bezieht, und althochdeutschem anaGroßmutter‘ (siehe Ahne) zusammengesetzt, wodurch die Komposita also eigentlich eine ‚Großmutter beziehungsweise alte Frau, die das Neugeborene aufhebt‘ bezeichnen. Andererseits könnte es sich vermutlich auch ursprünglich um eine Bildung mit dem althochdeutschen Suffix -ina zu dem althochdeutschen Verb heffenheben‘ als ‚die Heberin‘ nach dem Muster von althochdeutsch meisterinaLeiterin‘ handeln. Die Umdeutung des Grundwortes -ana über verstärkendes -anna zu -ammaAmme‘ vollzieht sich bereits im Althochdeutschen und setzt sich im Mittelhochdeutschen fort, in dem Formen wie hebeamme, hebamme und hefamme neben gleichbedeutend hebemuoter bezeugt sind. Im Neuhochdeutschen setzt sich »Hebamme« gegen landschaftliche Ausdrücke wie Bademutter, Hebemutter, Kindermutter, weise Frau und Wehmutter (eine Prägung Luthers) durch und wird zur allgemein gültigen Berufsbezeichnung.
[2] Die ab 1960 bezeugte und von der Kellnersprache in die Umgangssprache übernommene Bedeutungsübertragung fußt darauf, dass der Vorgang im Prinzip einer (Zangen-)Geburt ähnelt und außerdem eine Anspielung auf hebentrinken‘ vorliegt.
[3] Diese Bedeutung ist ebenfalls ab 1960 bezeugt und wurde aus der Kellnersprache in die Umgangssprache übernommen.
[4] Diese Bedeutung ist aus der Filmsprache in die Umgangssprache eingegangen und dort ab 1920 bezeugt. Das umgangssprachliche Übertragungsmotiv fußt darauf, dass der Regieassistent eine Art Geburtshelfer bei der Filmaufnahme ist.
Synonyme:
[1] Geburtshelferin
[1] fachsprachlich (Medizin): Obstetrix
[1] veraltet: Bademuhme, Bademutter, Frodfrau, Hebemutter, Kindermutter, Kindmuhme, Küchleinmutter, Sage Femme, Wehfrau, Wehmutter, weise Frau/Weisfrau/Weisefrau, Weisemutter
[1] umgangssprachlich: Empfangsdame, Grapsche, Mutter Graps, Storch/zumeist: Frau Storch
[1] Brasilien (Rio Grande do Sul, Santa Catarina): Parteira
[1] Nordamerika (Pennsylvaniadeutsch): Wartefrau
[2] Korkenzieher
[2] bundesdeutsch landschaftlich: Korkzieher, Pfropfenzieher
[2] österreichisch: Stoppelzieher
[2] schweizerisch: Zapfenzieher
[3] Flaschenöffner
[4] Regieassistent
Gegenwörter:
[1] Engelmacherin
Beispiele:
[1] Die Hebamme half der gebärenden Schwangeren bei der Niederkunft und der Entbindung.
[1] „«Eine Aufgabe für Hebammen», erwiderte der Arzt mürrisch. «Dazu bin ich hergebeten worden?»“
[1] „Die Erstgebärende ist bei den Hebammen am wenigsten beliebt, denn sie ist unerfahren, und nicht immer wird sie behutsam behandelt.“
[1] „‚Hole so schnell wie möglich den Sanitätsrat Querfot und die Hebamme Kakeldütt.[…]‘“
[1] „Sie gratulieren mir, und ich kann nicht umhin, diese Gratulation in Gedanken weiterzugeben an eine längst verstorbene Frau, eine gewisse Josefine H., die in meinem Geburtsschein als Hebamme eingetragen ist.“
[1] „Das komplexe Wechselspiel zwischen der Anatomie des aufrechten Ganges und den Anforderungen eines großen Gehirns ist dennoch faszinierender als verklärte Romanerzählungen. Und entgegen anders lautenden Behauptungen ist vielleicht der Beruf der Hebamme das älteste Gewerbe der Welt.
[1] „Lea entband in der Lindenallee, mit Hilfe Doktor Aarons und einer Hebamme.“
[1] „Die Hebamme hieß Frau Rassmann und wohnte in Mathesdorf, fünf Straßenbahnstationen vom Haus der Eckerts entfernt.“
[1] „Der Arzt, den Ernst unbedingt hatte rufen müssen, holte umgehend eine Hebamme herbei.“
[2] „Für alte Weine nutze ich manchmal auch die sogenannte Hebamme, eine Art Zange, die man zwischen Flaschenhals und Korken schiebt.“
[3] „[…] und Felix sprang auf, holte Bier, Glas und «Hebamme», wie Friedrich den Flaschenöffner nannte. Mit geübtem Griff hebelte er den Deckel vom Flaschenkopf und goss das Bier langsam in das Glas, das er schräg hielt, damit nicht zu viel Schaum entstand.“
[4] „Kann man den Regisseur als Geburtshelfer des Dramas bezeichnen, so den Inspizienten als die Hebamme jeder Theatervorstellung.“
Redewendungen:
[1] umgangssprachlich: geistige Hebamme
Übersetzungen: Substantiv, m:

Worttrennung:
Heb·am·me, Plural: Heb·am·men
Aussprache:
IPA [ˈheːpˌʔamə], [ˈheːˌbamə]
Bedeutungen:
[1] österreichisch: ausgebildeter und staatlich geprüfter Mann, der während der Schwangerschaft, bei der Geburt, während des Wochenbetts und der Stillzeit die werdende beziehungsweise frischgebackene Mutter berät, betreut und ihr Hilfe leistet
Herkunft:
Hebammengesetz § 1 (1): „Die Berufsbezeichnung Hebamme […] gilt für weibliche und männliche Berufsangehörige.“ (Bis 2010 gab es keinen Hebamme.)
Synonyme:
[1] Geburtshelfer
[1] bundesdeutsch, schweizerisch offiziell: Entbindungspfleger
[1] umgangssprachlich: Hebammer, Hebammerich
Gegenwörter:
[1] Engelmacher
Beispiele:
[1] „200 Meter vor dem Ziel wollte das Baby nicht mehr warten: Das Team krempelte die Ärmel auf, aus der Klinik eilte ein Hebamme herbei - und Minuten später war der 4,17 Kilo schwere Prachtbub geboren.“
[1] „In Österreich ging die Diskussion anders aus: Das Hebammengesetz vom 29. April 1994 spricht analog zu die Hebamme von der Hebamme als Berufsbezeichnung für männliche Hebammen.“
[1] „Betroffene, eine Psychologin und ein Hebamme haben nun ihre Erfahrungen in einem Buch ‚Ich nannte sie Nadine‘ und zwei Broschüren zusammengefasst.“
Übersetzungen:


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