Kürbis
Substantiv, m:

Worttrennung:
Kür·bis, Plural: Kür·bis·se
Aussprache:
IPA [ˈkʏʁbɪs]
Bedeutungen:
  • Botanik:
[1] (aus den Tropen Amerikas stammende) einjährige, kriechende oder rankende Pflanze mit großen, gelappten Blättern, großen, trichterförmigen gelben Blüten und teils sehr großen, dicken, zumeist kugelförmigen, saftreichen, gelben oder orangefarbenen Früchten
[2] zu den Beeren zählende Frucht der unter [1] beschriebenen Pflanze
[3] salopp bis umgangssprachlich scherzhaft: (die Sicht behindernder, dickerer) Kopf
[4] umgangssprachlich: aufgrund übermäßiger Ansammlung von Flüssigkeit in den Hirnhöhlen abnorm vergrößerter Schädel
[5] umgangssprachlich veraltet: dumme, einfältige Person
[6] umgangssprachlich: Kopf mit Glatze
[7] umgangssprachlich: dicke, massige, unförmige Nase
[8] umgangssprachlich: dicker Bauch
[9] umgangssprachlich: Bauch einer Schwangeren
Herkunft:
[1, 2] Der heute für eine wohl aus Amerika stammende Gattung rankenbildender Gemüsepflanzen und deren große kugelige Früchte geltende Name bezeichnet im Mittelalter andere Kürbisgewächse, vor allem den seit der Antike bekannten Flaschenkürbis. Der erste Beleg des Wortes datiert auf das 9. Jahrhundert und fördert die althochdeutsche Form kurbiʒ m (später auch f und n) zutage, die im Mittelhochdeutschen kürbiʒ m / n ergibt. Diese schon durch die Lautverschiebung umgestaltete hochdeutsche Form, der sich mittelniederdeutsches körves / körvis und mittelniederländisches corbesch / corbes anschließen, beruht wie gleichbedeutend altenglisches cyrfet / cyrfæt und die nur vereinzelt bezeugten Varianten von mittelniederdeutschem körvet (vergleiche ferner das mittelniederdeutsche Kollektivum gekürfte ‚cucumeres‘) und mittelniederländischem curvete auf eine Entlehnung aus lateinischem cucurbita ‚Flaschenkürbis, Schröpfkopf‘, vermutlich über eine Zwischenstufe durch ein (erschlossenes) vulgärlateinisches *curbita mit bereits getilgter Reduplikation (vergleiche mittellateinisches curbita für ein Kürbisgewächs in einem Glossar des 14. Jahrhunderts), das seinerseits wohl aus einer unbekannten Sprache entlehnt ist.
Von den im älteren Neuhochdeutschen zahlreich auftretenden unterschiedlichen Lautungen (Kurbiß, Kürbiz, Korbes, Kirbiß, Kurwes, Kürbs, Kurbs, Kürbsen, gelegentlich mit femininem Genus; vergleiche noch bei Adelung die Nebenformen Kürbs m, Kürbse f) setzt sich schließlich die Form »Kürbis« durch."
[3, 4] Diese Bedeutungen sind ab 1800 bezeugt.
[5] Ab 1900 ist diese Bedeutung bezeugt.
[6] Die ab 1914 bezeugte umgangssprachliche Bedeutungsübertragung fußt auf die Formähnlichkeit einer plumpen Nase mit einem Flaschenkürbis.
[7, 8] Beide Bedeutungen sind ab 1850 bezeugt.
Synonyme:
[1, 2] österreichisch mundartlich: Plutzer
[1, 2] veraltet: Citrouille
[3] umgangssprachlich: Ballon, Keks, Rübe, Schädel
[3] salopp: Birne, Erbse; landschaftlich: Nischel
[3] landschaftlich: Bonje, Dez, Dötz, Omme
[3] schweizerisch derb: Grind
[3] österreichisch mundartlich abwertend: Plutzer
[4] Wasserkopf
[4] fachsprachlich (Medizin): Hydrozephale, Hydrozephalus
[5] abwertend: Dummkopf, Hohlkopf
[6] Glatzkopf
[7] Knollennase, Zinken
[8] umgangssprachlich: Ranzen, Wampe, Wanst
[8] landschaftlich: Panzen
[8] veraltet: Embonpoint
[9] Babybauch
Beispiele:
[1] Wir bauen hier Kürbisse an.
[1] „Am Ende des Gartens, wo die großen Blätter der Kürbisse auf dem Rasen liegen wie grüne Wäschestücke, befindet sich eine kleine Weide, die Gartenkoppel.“
[1] „Am dritten oder vierten Morgen, als wir wie üblich frühstückten, begafft von lauter Maya-Kindern, die übrigens nicht betteln, sondern einfach vor unserem Tisch stehen und von Zeit zu Zeit lachen, war Herbert von der fixen Idee besessen, es müßte irgendwo in diesem Hühnerdorf, wenn man es gründlich untersuchte, irgendeinen Jeep geben - irgendwo hinter einer Hütte, irgendwo im Dickicht von Kürbis und Bananen und Mais.“
[2] Der größte Kürbis der Welt wog mehr als 782 Kilogramm.
[2] „Fett war das Essen, dann süß, wieder fett, Kartoffelschnaps, Bier, eine Gans und ein Ferkel, Kuchen mit Wurst, Kürbis in Essig und Zucker, Rote Grütze mit saurer Sahne, gegen Abend etwas Wind durch die offene Scheune, Mäuse raschelten, auch die Bronskikinder, die mit den Gören der Nachbarschaft den Hof eroberten.“
[2] figurativ: „Am Horizont hing Sommerdunst. die Sonne schwebte wie ein Kürbis aus Feuer hinter der großen Hofkastanie, da rollte ein Auto in den Hof der Neuen Bauerngemeinschaft.“
[2] „Sie hatte den Kürbis, den die Mutter ihr aufgedrängt hatte, auf dem Flughafen von Lagos entsorgt.“
[3] „Wenn Sie mir in den nächſten vierzehn Tagen noch einmal unter die Augen kommen, dann ſchlage ich Ihnen den Kürbis zu Brei zuſammen.“
[3] „Ein junger Mensch, auf dessen kurzem, dünnem Hals statt eines Kopfes ein verquollener Kürbis hin und her pendelt, steht von seinem Bett auf, schlürft mit schlenkernden Schritten auf mich zu, bleibt stehen, verbeugt sich feierlich dreimal, wendet sich, geht wieder zu seinem Bett und wiederholt die Zeremonie alle Viertelstunde.“
[3] „Oder einer sagt zu mir: ‚Mensch, Bengel, nimm deinen Kürbis zurück, sonst haste ’ne Glatze!‘“
[5] „Wer glaubſt denn du zu ſeyn,
Daß du mich ſchelten willſt, du Kürbiß?
[5] „Und ſchlendern elend durch die Welt
Wie Kuͤrbiſſe von Buben
Zu Menſchenkoͤpfen ausgehoͤhlt,
Die Schaͤdel leere Stuben!“
[6] „Die Nachricht von Davids Glatze verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Mit der den Kindern eigenen Grausamkeit erzählte Kassandra kichernd all ihren Freundinnen, David sei kahl wie ein Kürbis, und der Spitzname prägte sich ihm unauslöschlich ein.“
[7] „Träume ich das, so habe ich auch so niemalen geträumt! Aber mit einer solchen Nase träume da einer! Wetter, mir wächst ein Kürbis im Gesicht – also das war der Derfflinger!?“
[9] „Der Arzt sagte: »Ihnen fehlt nichts. Sie sind schwanger. Wahrscheinlich im dritten Monat. Das ist alles.« […] Sie hätte sich den Leib schlagen mögen, diesen wieder anschwellenden, wie ein Kürbis wachsenden Leib.“
Übersetzungen:


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